Am Sonntag wird in Salzburg zum 800. Mal das Stück «Jedermann - Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes» im Rahmen der Festspiele aufgeführt. Die Tragödie von Festspielmitgründer Hugo von Hofmannsthal läuft meist auf dem Platz vor der barocken Domfassade, bei schlechtem Wetter im Großen Festspielhaus.
Die Jubiläumszahl erreichte das Stück nach 105 Jahren - deutlich langsamer als andere Formate. Grund sind die wenigen jährlichen Aufführungen: Früher oft nur sechs im Sommer, 2025 sind es 16 Vorstellungen, davon elf um 21 Uhr und fünf um 17 Uhr.
Prominente Jedermänner durch die Jahrzehnte
Seit 1920 verkörperten insgesamt 20 Hauptdarsteller die Titelrolle. Große Namen übernahmen den Jedermann, darunter Attila Hörbiger, Maximilian Schell, Klaus Maria Brandauer, Ulrich Tukur, Tobias Moretti und Lars Eidinger.
Der aktuelle Jedermann ist der österreichische Schauspieler Philipp Hochmair (51), bekannt aus der ORF/ARD-Reihe «Blind ermittelt» oder der Serie «Vorstadtweiber». Er sprang bereits 2018 für den erkrankten Tobias Moretti ein und wurde gefeiert.
Hochmair führt seit mehr als zehn Jahren den «Jedermann» auch als Ein-Mann-Stück auf («Jedermann Reloaded»). Die aktuelle Inszenierung stammt vom kanadischen Regisseur Robert Carsen (71).
Buhlschaft als begehrte Rolle
Die Rolle der Buhlschaft hat nur rund 30 Sätze, darunter «Steh nit auf grüne Buben an, du bist mein Buhl und lieber Mann», erzeugt aber große Sichtbarkeit im Theaterbetrieb. Während sich in 105 Jahren nur 20 Jedermänner summierten, gab es fast 40 verschiedene Buhlschaft-Besetzungen.
Als besonders eindrucksvoll gingen Senta Berger, Sunnyi Melles und Birgit Minichmayr in die Geschichte ein. Die aktuelle Buhlschaft ist die Schweizer Schauspielerin Deleila Piasko (34), bekannt aus der ARD-Miniserie «Die Zweiflers» oder der ZDF-Serie «Der Schatten».
Familie Hörbiger und Rekorde
Der jüngste Jedermann jemals war Nicholas Ofczarek, der die Rolle von 2010 bis 2012 im Alter von 39 Jahren übernahm. Sein Nachfolger wurde Cornelius Obonya, der 62 Jahre nachdem sein Großvater Attila Hörbiger das letzte Mal den Jedermann gab, für 54 Aufführungen übernahm.
Seine Tante Christiane Hörbiger spielte öfter die Buhlschaft, seine Großmutter Paula Wessely mimte öfter den «Glauben». Die Hörbiger-Familie prägte das Stück über Generationen hinweg.
Handlung spaltet Kritiker und Publikum
In dem Stück wird ein Superreicher aus selbstzufriedener Feierlaune gerissen und an sein nahes Ende gemahnt. Während das Salzburger Publikum meist begeistert ist, betrachten viele Theaterkritiker das Open-Air-Spektakel als belanglose Folklore.
Das Stück war schon bei der Uraufführung 1911 in Berlin unter Max Reinhardt sehr unzeitgemäß. Als Vorbild dienten spätmittelalterliche Mysterienspiele, in denen abstrakte Begriffe wie «Tod», «Teufel» oder «Glaube» als Bühnenfiguren auftreten.
Am Ende ist der Teufel enttäuscht, weil er den bekehrten Jedermann nicht bekommen hat: «Die Welt ist dumm, gemein und schlecht - Und geht Gewalt allzeit vor Recht - Ist einer redlich, treu und klug - Ihn meistern Arglist und Betrug.»
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.