Olsztyn: Dzień Mniejszości Narodowych

wochenblatt.pl 6 godzin temu
Zdjęcie: Der DFK der Jugend in Neidenburg Foto: Lech Kryszałowicz


Zum vierten Mal im Schatten des Krieges

„Dostłar“ – was „Freunde bedeutet – hieß die Folkloregruppe aus Warschau, die die karäische Minderheit beim Tag der Nationalen Minderheiten am 8. Juni in Allenstein vertrat. Leider fand dieses freundschaftliche Treffen bereits zum vierten Mal im Schatten des Krieges in der Ukraine statt.

Der Chor des Deutschen Minderheitenvereins aus Neidenburg
Foto: Lech Kryszałowicz

Der Tag der Nationalen Minderheiten, der seit 1992 vom Allensteiner Verband der deutschen Minderheit organisiert wird, ist ein Fest der Kulturen der verschiedenen nationalen und ethnischen Minderheiten, die in Polen leben. In diesem Jahr waren wie gewohnt die deutsche, ukrainische und die Roma-Minderheit vertreten, darüber hinaus aber auch die kaschubische sowie die karäische Minderheit – letztere ist die kleinste anerkannte nationale Minderheit in Polen.

Die Gesangsgruppe „Ermlandklang“ aus Allenstein
Foto: Lech Kryszałowicz

Politische Botschaften und mahnende Worte

Zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung gefolgt: Vertreter der Stadt- und Regionalbehörden. Ebenfalls angereist war eine Delegation der Gemeinschaft ehemaliger Allensteiner aus Gelsenkirchen sowie Henryk Hoch, Vorsitzender des Verbands der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren – auch wenn die Allensteiner Organisation der deutschen Minderheit diesem nicht angehört. Speziell für den Festtag reisten auch Delegationen der deutschen Vereinigungen aus Graudenz und Lauenburg an. Alle Gäste wurden von Piotr Dukat, dem Vorsitzenden des Allensteiner Verbands, herzlich begrüßt.

Der DFK der Jugend in Neidenburg
Foto: Lech Kryszałowicz

Jarosław Słoma, Vorsitzender der Kommission für Minderheiten im Regionalparlament von Ermland-Masuren, mahnte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass heute der 1201. Tag der faschistischen Aggression Russlands gegen die Ukraine ist. Die Pflege des Nationalismus ist ein direkter Weg zu Hass und Krieg. Nationales Bewusstsein muss aufgebaut werden – aber ohne Hass. In unserer Region gelingt uns das. Es bereichert unsere Gemeinschaft.“

Auch der stellvertretende Bürgermeister von Allenstein Radosław Zawadzki betonte: „Die letzten Wahlkämpfe in Polen haben gezeigt, dass man Unterstützung durch das Schüren von Ablehnung gewinnen kann. Aber wir wollen Gemeinschaft aufbauen.“

Die Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein
Foto: Lech Kryszałowicz

„Für die Demokratie müssen wir jeden Tag kämpfen, denn es kann täglich etwas passieren, das unsere Realität dunkler und gefährlicher macht“, erinnerte schließlich Dr. habil. Teresa Astramowicz-Leyk, Professorin an der Universität Ermland-Masuren, die sich besonders für die Zusammenarbeit mit der Ukraine engagiert.

Ukrainische Tänzerin thematisiert im Tanz den Verlust ihres Sohnes im Krieg
Foto: Lech Kryszałowicz

Kulturelle Vielfalt auf der Bühne

Während der mehrstündigen Veranstaltung präsentierten sich mehrere deutsche Gruppen. Die Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein trat in einer neuen, deutlich jüngeren Besetzung auf. Mit dabei waren auch die Gesangsgruppe „Ermlandklang“ aus Allenstein sowie der Chor des Deutschen Minderheitenvereins aus Neidenburg mitsamt seiner Musikgruppe unter der Leitung von Piotr Bąkowski – die am 8. Juni ihr Bühnendebüt feierte, nur drei Monate nach ihrer Gründung.

Die Roma-Minderheit in Tanz und Farbe
Foto: Lech Kryszałowicz

Von ukrainischer Seite war das mehrgenerationenstarke „Wesna“-Ensemble vertreten. Die Kinder rührten wie gewohnt das Publikum – doch diesmal sorgte eine andere Darbietung für noch tiefere Emotionen: Eine Tänzerin, ganz in Schwarz gekleidet, betrat die Bühne mit einem weißen Tuch, das mit roter Farbe befleckt war – ein Symbol für Blut. Sie wirbelte das Tuch mehrmals, bis es die Form eines in ein Tuch gewickelten Kindes annahm. Ihr Tanz erzählte von einer Mutter, die ihren Sohn im Krieg verloren hat. Diese Darbietung war so eindringlich, dass das Publikum am Ende wie erstarrt war. Einige Zuschauer waren den Tränen nahe – niemand wagte zu applaudieren.

Ein Fest der Vielfalt – und ein stilles Gedenken an den Krieg

Die Roma boten wie gewohnt ein Fest für Augen und Ohren – farbenprächtig, rhythmisch und voller mitreißender Melodien. Roland Bielicki, Leiter und Sänger der Gruppe „Romanca“, überzeugte auch als Solokünstler.

Die kaschubische Minderheit präsentierte sich mit dem Jugendensemble für Gesang und Tanz aus Sierakowitz. Trotz ihres jungen Alters zeigten die Tänzer und Sänger eine professionelle Darbietung voller Energie.

Die kaschubische Gruppe aus Sierakowitz
Foto: Lech Kryszałowicz

Besonders eindrucksvoll war der Auftritt der Gruppe „Dostłar“ – der Freunde der karäischen Minderheit. Es handelt sich um ein Trio bestehend aus Nina Firkowicz, Marta Kobecka und Aleksander Jurjevicius. Ihre Tänze unterschieden sich deutlich von den deutschen, ukrainischen, kaschubischen oder polnischen Aufführungen. Schrittfolgen, Melodien und Rhythmus stammten aus der östlichen Kulturtradition. Ihr Auftritt war so außergewöhnlich, dass er das Publikum überraschte – und durchweg begeisterte.

Mehr als Musik: Begegnung, Austausch und Information

Der Tag der Nationalen Minderheiten bestand nicht nur aus Bühnenauftritten. Auf dem Platz neben der Bühne reihten sich zahlreiche Stände mit kulinarischen Spezialitäten, Kunsthandwerk, Büchern und Informationsmaterialien auf – auch in deutscher und ukrainischer Sprache. Ein Stand wurde vom Deutsch-Polnischen Haus aus Gleiwitz betreut, das verschiedene Möglichkeiten des Deutschlernens vorstellte und ein Treffen mit einer zweisprachigen Familie – den Koteckis – organisierte: Mutter Sylwia und Tochter Emilia.

Tanzgruppe der karäischen Minderheit
Foto: Lech Kryszałowicz

Obwohl zeitweise dunkle Wolken über Allenstein zogen, fiel kein einziger Regentropfen – und stellenweise schien sogar die Sonne. In entspannter Picknick-Atmosphäre verging der Tag wie im Flug.

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