„Am Rande oder mittendrin?“ II

wochenblatt.pl 2 tygodni temu
Zdjęcie: Viel Schwung bei der ersten Beratung. Foto: Uwe Hanhkamp


Die Osterweiterung der Europäischen Union ist inzwischen 20 Jahre her, immer wieder fragen sich Menschen in den damals beigetretenen Staaten, wie viel sie mitentscheiden können und wo sie heute stehen. Für viele junge Menschen, die selbstverständlich im heutigen Europa leben, stellt sich eher die Frage danach, warum es heute so ist. Hilfe bei der Antwortet bietet das derzeit laufende Projekt „am Rande oder mittendrin?“ der Stiftung „Kunst der Freiheit“ und des Instituts für Auslandsbeziehungen ifa.

Viel Schwung bei der ersten Beratung.
Foto: Uwe Hanhkamp

Die Vorbereitung war abgeschlossen, jetzt ging es ans Eingemachte. Am 29. September hatten Olga Żmijewska von der Stiftung „Kunst der Freiheit“ in Hirschberg und Chantal Stannik, die Kulturmanagerin des ifa beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren in Allenstein, acht junge ukrainische, deutsche und polnische Menschen in einer technischen und journalistischen Einführung auf die Interviews mit Zeitzeugen vorbereitet. Ziel war es, Personen unterschiedlichen Alters und Funktion aus Hirschberg zu ihren Erlebnissen und Eindrücken vom Mai 2004 zu befragen. Ernst wurde es jetzt erstmals am 20. Oktober beim zweiten Teil der Werkstatt.

Vom Beitritt zur Gegenwart: Junge Europäer erkunden, wie die EU den Alltag und die Lebensrealität verändert hat.

Noch im Jahr 2000 ohne Kanalisation

Ein wichtiger erster Schritt des Treffens in den Räumen der Stiftung „Kunst der Freiheit“ war eine kleine Einführung in die Hintergründe der Entstehung der Europäischen Union. Olga Żmijewska zeigt auch, warum sie sich im Laufe der Zeit so entwickelt hat und dass der Beitritt ein langer Prozess mit vielen Hoffnungen war. „Hirschberg hat über europäische Programme vor dem Beitritt ein Abwassersystem einrichten können“, erklärte sie, „bis dahin lief alles über Güllegruben und Faulbehälter.“ Auch heute selbstverständliche private Telefone gab es damals nicht. „Es gab zwei Telefone im Dorf“, erinnert sich Olga Żmijewska, „eins in der Schule und das andere bei einem Ehepaar, das zur deutschen Minderheit gehörte.“

Daria Pisarek im Gespräch mit Zofia Stankiewicz.
Foto: Uwe Hahnkamp

Genau nach diesen Elementen wollten die jungen Menschen die Personen fragen, die sich zu einem Zeitzeugeninterview bereit erklärt haben, auch Olga selber. „Dieses vor und nach dem großen Datum, der Weg zum Beitritt, die Hoffnungen und auch die heutige Sicht dieser Menschen auf die EU sollen den Teilnehmern ein Bild vermitteln, wie es damals war“, erklärt Chantal Stannik. Diese Gespräche bringen nach Meinung der beiden Organisatorinnen mehr als viele Gedenktage und Reden.

Die EU praktisch im Alltag

Es half bei der Diskussion zu den Fragen, die allen Zeitzeugen gestellt werden sollen, dass ein paar Teilnehmer schon mit EU-Programmen zu tun hatten. Damian Ordakowski aus Allenstein etwa hat durch das Erasmus-Programm einen Aufenthalt in Griechenland absolviert, auch Ausschreibung und Anträge sind schon etwas bekannt. Doch eine ganz praktische Wirkung von EU-Fördergeldern konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönlich sehen. Zum Interview mit der ersten Zeitzeugin Zofia Stankiewicz ging es nämlich zu Fuß zum Kindergarten des Dorfs Hirschberg, den Frau Stankiewicz betreibt.

Training – Karolina Mandywel aus Bartenstein interviewt ifa-Kulturmanagerin Chantal Stannik.
Foto: Uwe Hanhkamp

Den Schritt zum praktischen Interview wagte als erste Daria Pisarek aus Bartenstein, die über das Programm „skill up“ Jugendbotschafterin der deutschen Minderheit ist. Es wurde ein souveräner Auftritt von ihr mit umfangreichen Informationen von Zofia Stankiewicz, die aus der Perspektive einer Bäuerin, einer Unternehmerin und einer lokalen Politikerin mit der EU Erfahrungen machen konnte. Eine wichtige Botschaft für ihre jungen Gäste: „Das Interessante am Beitritt zur EU waren die Kampagnen zum Referendum ein Jahr davor, 2004 war nur der Schlusspunkt“. Damals war sie eindeutig für den Beitritt und setzte sich dafür ein.

Auch heute sieht sie die EU positiv, aus persönlichen Erfahrungen, aber auch ganz pragmatisch: „Für die Gründung unseres Kindergartens haben wir als Neuunternehmer Gelder von der EU bekommen und jetzt, für die aktuelle Erweiterung, ebenfalls.“ Nervenaufreibend seien aber der Papierkram und zuletzt auch die notwendige Vorfinanzierung von Baumaßnahmen, die auch erfahrenen Akteuren wie Zofia Stankiewicz viel abverlangen. „Ich bin dafür. Wichtig ist mir aber, dass Europa nicht ein Staat ist, sondern ein Europa der Heimaten“, betonte sie. Und das nicht nur einmal.

Eine kleine Einführung in die Europäische Union mit Olga Żmijewska.
Foto: Uwe Hahnkamp

Die jungen Menschen aus der Werkstatt bekamen, auch dank der finanziellen Förderung des ifa aus Mitteln des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, einen geballten Einblick in lokale, persönliche Geschichte in enger Verbindung zur EU. Weitere Gespräche folgen.

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