Aus der Mottenkiste der Geschichte

wochenblatt.pl 6 godzin temu
Zdjęcie: Am 02.08.1945, vor 80 Jahren, wurde das Potsdamer Abkommen unterzeichnet, das die neue Weltordnung prägte. Von links: Winston Churchill, Harry Truman und Josef Stalin. Foto: Wikipedia


Der Preis der neuen Ordnung

Ermutigt durch zahlreiche Stimmen habe ich beschlossen, eine Textreihe über Ereignisse und Persönlichkeiten der polnischen und deutschen Geschichte zu schreiben. Mein Ziel ist es, verworrene Themen verständlich darzustellen, vergessene Mäander zu erkunden und bewusst Mainstream-Ansichten zu vermeiden. Ich möchte zum Nachdenken anregen und daran erinnern, dass „die Geschichte die Lehrmeisterin des Lebens ist“, wie Cicero bereits vor mir bemerkte.

Am 02.08.1945, vor 80 Jahren, wurde das Potsdamer Abkommen unterzeichnet, das die neue Weltordnung prägte. Frei nach Premierminister Winston S. Churchill könnte man sagen: Nie zuvor in der Weltgeschichte haben so wenige über das Schicksal so vieler entschieden. In der letzten, entscheidenden Phase wurden die Entscheidungen von Präsident Harry Truman und von Josef Stalin getroffen. Europa hat hunderte von Kriegen erlebt und es wurden Dutzende von Friedensverträgen unterzeichnet, doch keiner davon hat die ethnische und politische Struktur, die zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert auf unserem Kontinent Gestalt annahm, so tiefgreifend verändert. Die in Potsdam besiegelte Jalta-Weltordnung legte Einflusssphären zwischen dem Westen und den Sowjets fest und prägte damit die politische Struktur der mittel- und osteuropäischen Staaten. Das Potsdamer Abkommen sanktionierte die bereits vollzogenen und anhaltenden brutalen Vertreibungen, Umsiedlungen und Deportationen der deutschen Bevölkerung, besiegelte aber auch das Schicksal der Polen und Ukrainer östlich der Curzon-Linie.

Am 02.08.1945, vor 80 Jahren, wurde das Potsdamer Abkommen unterzeichnet, das die neue Weltordnung prägte. Von links: Winston Churchill, Harry Truman und Josef Stalin.
Foto: Wikipedia

Stalin selbst entschied bereits 1943 über die polnische Ostgrenze, entgegen der Position der polnischen Regierung in London, aber mit Unterstützung der britischen Regierung. Die politischen Hintergründe und die Frage der polnischen Grenzen waren so umstritten, dass einige Bücher polnischer Autoren erst viele Jahre später veröffentlicht werden konnten, wie beispielsweise Jan Ciechanowskis „Przegrani zwycięzcy“.

Die politischen Hintergründe und die Frage der polnischen Grenzen waren so umstritten, dass einige Bücher polnischer Autoren erst viele Jahre später veröffentlicht werden konnten, wie beispielsweise Jan Ciechanowskis „Przegrani zwycięzcy“.

Im Schloss Cecilienhof bei Potsdam drehten sich die Diskussionen auch um den möglichen Verlauf der polnischen Westgrenze entlang der Oder-Neiße-Linie. Wie immer steckte dabei der Teufel im Detail. Die Regierung Ihrer Majestät und der US-Präsident bestanden auf einer Grenze an Oder und Glatzer Neiße, Stalin hingegen auf einer Grenze an Oder und Lausitzer Neiße. Premierminister Churchill erinnert sich an diesen Moment der Gespräche mit Bierut und der polnischen Delegation am 25.07.1945 wie folgt: „In meiner Antwort betonte ich, dass wir einer zukunftsträchtigen Entwicklung Polens nicht im Wege stehen wollten, die Grenzfrage jedoch mit Reparationen und der Versorgung der Bevölkerung Deutschlands verknüpft sei. Massen von Flüchtlingen kamen in unsere Zonen, während die Polen reiche Territorien erhielten, die normalerweise den Rest Deutschlands ernährten.“

Auch die Frage der Kriegsentschädigungen war ein wichtiger Punkt. Die UdSSR verpflichtete sich, Polens Entschädigungsansprüche aus ihrem eigenen Anteil an den Reparationen zu begleichen. Letztlich wurde die Entscheidung über Polens Westgrenze zeitlich verschoben: „Die drei Regierungschefs bekräftigen ihre Forderung, die endgültige Festlegung der polnischen Westgrenze bis zum Friedensschluss abzuwarten.“ Bekanntlich kam es nie zu einem Friedensvertrag mit Deutschland. Die Grenzfrage wurde schließlich am 14. November 1990 geregelt, nachdem die Außenminister Genscher und Skubiszewski einen Grenzvertrag unterzeichnet hatten. Mit der Einführung der Reisefreiheit im April 1991 wurde die Oder-Neiße-Linie zu einer europäischen Grenze. Damals entstanden auf deutscher Seite rechtsextreme Gruppen, die die Grenze gegen polnische Reisende verteidigen wollten. Heute gibt es auf der anderen Seite der Grenze ähnliche Gruppen, die die Einreise nach Polen verteidigen, aber das ist eine andere Geschichte.

In der nächsten Folge wird es darum gehen, warum die Bayern in Schlesien Seite an Seite mit den Franzosen gegen Preußen kämpften.

Waldemar Gielzok

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