Knapp ein Jahr nach mysteriösen Bauschaum-Attacken auf 276 Autos in vier Bundesländern gehen die Ermittler von einem plumpen Versuch aus, die Bundestagswahl zu beeinflussen. Ein 18-jähriger Tatverdächtiger gab an, die Taten seien aus Russland in Auftrag gegeben worden – um das Wahlverhalten der deutschen Bürger zu manipulieren. Die Staatsanwaltschaft Ulm kann diese Aussage bislang nicht bestätigen.
Zwischen dem 8. und 11. Dezember 2024 befüllten unbekannte Täter an hunderten Fahrzeugen die Abgasrohre mit Montageschaum. An jedem Auto brachten sie Aufkleber mit dem Bild von Robert Habeck (Grüne) und der Aufschrift «SEI GRÜNER!» an. Ausgehärteter Bauschaum lässt sich kaum noch entfernen – ein ärgerliches Problem für die Autobesitzer.
Die Bilanz: 113 beschädigte Fahrzeuge im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm, 43 im brandenburgischen Schönefeld, zehn in Bayern und 110 in Berlin. Teilweise trugen die Täter den Schaum nur oberflächlich auf.
Verdacht: Auftrag aus Russland
Der 18-Jährige berichtete den Ermittlern, «dass die Taten durch einen wohl serbischen Staatsangehörigen aus Russland, dessen Identität noch ungeklärt ist, in Auftrag gegeben worden seien, um das Wahlverhalten der Bundesbürger und dadurch das Ergebnis der Bundestagswahl vom 23.02.2025 zu beeinflussen.» Für jedes beschädigte Fahrzeug habe der Auftraggeber 100 Euro Prämie geboten.
Oberstaatsanwalt Michael Bischofberger dämpft die Erwartungen: «Diese Angaben konnten bislang durch weitere Beweismittel aber nicht bestätigt werden.» Auch die vier weiteren Beschuldigten bestritten die Vorwürfe.
Verfassungsschutz: Typisches Muster
Die Staatsanwaltschaft Ulm sieht dennoch klare Indizien: «Aufgrund Inhalt und Gestaltung des an den betroffenen Fahrzeugen hinterlassenen Aufklebers und des gewählten Tatzeitraums kurz vor den Bundestagswahlen ist eine beabsichtigte Beeinflussung des Meinungsbildes und somit von möglichen Wählern naheliegend.»
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) bestätigt: Die Vorgehensweise entspreche einem typischen Muster. «Aktionen wie diese, sollen die Gesellschaft polarisieren und spalten», erklärt BfV-Vizepräsidentin Silke Willems. Aktuelle Themen wie die Klimapolitik würden aufgegriffen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Willems spricht von sogenannten "Low-Level-Agenten" – Menschen, die über soziale Medien für ausländische, meist russische Nachrichtendienste rekrutiert werden. Sie machten sich «zum willigen Werkzeug fremder Mächte». Im Falle einer Verurteilung drohten erhebliche Freiheitsstrafen.
Polizeikontrolle brachte Stein ins Rollen
Der Durchbruch kam im Dezember in Schönefeld: Einer Polizeistreife fiel ein Transporter mit drei jungen Männern auf, die mehrere Kartuschen mit Bauschaum bei sich hatten. Das in Ulm angemietete Fahrzeug wurde kontrolliert – kurz darauf gingen die ersten Anzeigen ein.
Die drei Verdächtigen – ein 17-jähriger Bosnier aus dem bayerischen Kreis Günzburg, ein 20-Jähriger mit serbischer und kroatischer Staatsangehörigkeit aus dem Alb-Donau-Kreis und ein 18-jähriger Deutscher aus Ulm – konnten nicht überzeugend erklären, warum sie die Bauschaumdosen transportierten.
Bei Hausdurchsuchungen entdeckten die Ermittler 74 Tatbeweisbilder auf einem Handy. Bei einem Beschuldigten fanden sie weitere Dosen sowie eine Kassenquittung vom 9. Dezember 2024 über den Einkauf weiterer Bauschaumdosen.
Weitere Verdächtige identifiziert
Im Laufe der Ermittlungen gerieten zwei rumänische Staatsangehörige ins Visier – eine 19-Jährige und ein 29-Jähriger aus dem Alb-Donau-Kreis. Vom Handy des Mannes wurden in der Nacht des 9. Dezembers über 50 Tatbeweisbilder an einen der drei initial Verdächtigen geschickt.
Der 29-Jährige gab an, das Handy sei von seiner Verwandten, der 19-Jährigen, genutzt worden. Die Ermittler konnten dies verifizieren – der Verdacht gegen den Mann sei dadurch weitgehend entkräftet.
Alle Beschuldigten befinden sich auf freiem Fuß. Die Finanzermittlungen dauern noch an. Angaben zu konkreten Tatbeiträgen könnten derzeit nicht gemacht werden, so die Staatsanwaltschaft.
Warnung vor hybrider Kriegsführung
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte zuletzt öffentlich vor russischen Anwerbeversuchen für sogenannte Wegwerf-Agenten gewarnt. Diese sollen in Deutschland Spionage und Sabotage betreiben. Die Sicherheitsbehörden werten solche Taten als Teil der hybriden Bedrohung, der Deutschland besonders seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ausgesetzt ist.
Unter hybrider Kriegsführung verstehen Experten eine Kombination aus militärischen, wirtschaftlichen, geheimdienstlichen und propagandistischen Mitteln. Ziel ist es, die öffentliche Meinung zu beeinflussen – bis hin zur Destabilisierung ganzer Gesellschaften.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.







