Deutsche 72 Stunden pro Woche online – mehr als sie schlafen

upday.com 3 godzin temu
Einem an das Geblinker sozialer Medien gewöhnten Gehirn kann es schwerfallen, ausdauernd zu lesen. (Archivbild) Annette Riedl/dpa

Deutsche verbringen durchschnittlich 72 Stunden pro Woche online – bei den 18- bis 39-Jährigen sind es sogar fast 86 Stunden. Das zeigt die neue Postbank Digitalstudie 2025. Zum Vergleich: Die typische Schlafzeit liegt bei nur 50 bis 60 Stunden pro Woche. Experten warnen vor massiven Folgen für Kinder und Jugendliche: Das Geschäftsmodell sozialer Medien führt zu Suchtverhalten, Schlafentzug und dem Verfall kognitiver Fähigkeiten.

Sieben von zehn Deutschen sind laut Studie regelmäßig in sozialen Netzwerken aktiv. Der Medienwissenschaftler Ralf Lankau sagt: «Die Nutzungszeit ist extrem – und all diese Lebenszeit steht uns nicht für andere Dinge zur Verfügung.»

Soziale Medien sind darauf ausgelegt, Nutzer möglichst lange zu binden. Algorithmen schlagen permanent neue Inhalte vor und lösen durch schnelle Reize Dopamin-Kicks aus. Der Entwicklungspsychologe Sven Lindberg von der Universität Paderborn erklärt: «Kurzvideos bieten das im Extrem.» Die Folge: Menschen gewöhnen sich an permanente Stimulation – ruhigere Tätigkeiten wie Lesen erscheinen unattraktiv.

Der Kognitionsforscher Christian Montag, der derzeit an der Universität von Macau lehrt, bestätigt: «Wir sehen in Studien einen Zusammenhang zwischen jüngerem Alter und einer stärkeren suchtähnlichen Nutzung der sozialen Medien.» Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. Die intensive Nutzung verdrängt wichtige Entwicklungsaufgaben. Montag warnt: «Die Logik dahinter lautet, dass die verbrachte Zeit auf den sozialen Medien weg ist für andere wichtigere entwicklungspsychologische Aufgaben.»

Die psychologischen Folgen sind gravierend. Intensive Social-Media-Nutzung steht in Verbindung mit psychischen Problemen bei jungen Menschen. Viele Kinder leiden unter Schlafentzug, was die Lernfähigkeit beeinträchtigt und die Gehirnreifung stört. Lindberg bezeichnet die Situation als «weltweites Sozialexperiment unvergleichlichen Ausmaßes».

Denkvermögen im freien Fall

Die kognitiven Auswirkungen sind messbar. Der Datenanalyst John Burn-Murdoch von der Financial Times wertete internationale Langzeitstudien aus. Sein Ergebnis: Seit etwa 2010 sinken die Denk- und Problemlösungsfähigkeiten von Jugendlichen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften.

Kognitionsforscher Montag sieht einen klaren Zusammenhang: «Wenn ich in jeder freien Minute von meinem Smartphone absorbiert werde, ist es schwer, in einen reflexiven Modus zu kommen.» Die ständige digitale Berieselung verhindert Konzentration und Kreativität. Langeweile als Treiber für Kreativität fällt weg. «Zudem gibt es durchaus Evidenz, dass Smartphone-Verbote in Bildungseinrichtungen zu verbesserten Noten führen können», ergänzt Montag.

Medienwissenschaftler Lankau warnt vor den Folgen für die Demokratie: «Es ist eines der größten Probleme, dass kritisches Denken verlernt wird.» Soziale Medien begünstigen durch ihre Struktur einfache, emotional aufgeladene Botschaften. Philipp Lorenz-Spreen von der TU Dresden kritisiert das Geschäftsmodell scharf: «Soziale Medien zündeln an Gesellschaften, um Geld zu verdienen.» Er fügt hinzu: «Ich wundere mich, dass die Demokratien das so hinnehmen.»

Wachsender Widerstand

Das EU-Parlament hat kürzlich mit deutlicher Mehrheit für einen Bericht gestimmt, der ein EU-weites Mindestalter von 16 Jahren für Social-Media-Nutzung fordert. Zudem sollen Maßnahmen gegen süchtig machende und manipulative Strategien der Plattformen ergriffen werden.

36 Prozent der 18- bis 39-Jährigen wollen laut Postbank-Studie ihre Online-Zeit reduzieren, um mehr persönliche Begegnungen zu haben. Entwicklungspsychologe Lindberg beobachtet: «Der Großteil der Jugendlichen findet das Medienverhalten selbst problematisch.»

Medienwissenschaftler Lankau empfiehlt Eltern, Kindern erst ab 14 Jahren ein internetfähiges Handy zu geben. Interessant: In Silicon Valley, wo die Technologie entwickelt wird, sind Eltern besonders restriktiv. Teure Internate statten Kinder dort mit sogenannten Dumbphones aus – Geräten mit extrem eingeschränkten Internet- und App-Funktionen. Lankau kommentiert diese Praxis: «Es ist Elitismus, das stark zu beschränken.»

Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.

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