Schülerinnen und Schüler messen sich in Allenstein in deutscher Rechtschreibung
Bereits zum zweiten Mal startete die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit AGDM in ihrem Sitz im Kopernikushaus in der ulica Partzyantów in Allenstein den Versuch, Schülern der Mittelschulen in der Region die deutsche Rechtschreibung schmackhaft zu machen. Am 13. November offenbarten die Diktate ihres Wettbewerbs einen überraschenden Sieger.
Allenstein. Für eine Veranstaltung mit über einem Dutzend Teilnehmern war es im Korridor vor dem Blauen Saal im ersten Stock des Kopernikushauses, in dem der Wettbewerb stattfand, beinahe unheimlich ruhig. Im angrenzenden Zimmer saßen die Deutschlehrerinnen, die die Schüler betreuten, und diskutierten lauter als die Wettkämpfer. Der Wettbewerb ging langsam zu Ende, die letzten Worte fanden ihren Weg auf das geduldige Papier, und die Verleihung der Preise an die Besten und Erfolgreichsten kam langsam in Sicht.
Von Jugendsprache und Sprachentwicklung
Unter dem Titel „Gutes Deutsch = Korrektes Deutsch“ hatte Dawid Kazański im Namen der AGDM zum Wettbewerb eingeladen. Das Ziel ist eindeutig, so der langjährige Deutschlehrer: „Viele Menschen lernen heute Sprachen vor allem, um mündlich kommunizieren zu können. Daher kommen auch im Schulunterricht die schriftlichen Fähigkeiten zu kurz. In heutigen Zeiten wird – gerade unter dem Einfluss von künstlicher Intelligenz – zu wenig selbstständig geschrieben. Dem wollen wir entgegenwirken.“
Die Betonung liegt auf „wir“, denn Professor Anna Dargiewicz vom Lehrstuhl für Germanistik an der Ermländisch-Masurischen Universität in Allenstein war persönlich gekommen, um die Diktate zu lesen. Zu Beginn der Veranstaltung referierte sie über Jugendsprache im Deutschen und über die Entwicklung der deutschen Sprache insbesondere unter dem Blick der Rechtschreibreform. Außerdem waren Edyta Gładkowska vom Projekt Bilingua und Martyna Chrzanowska von der deutschen Bibliothek bei der Woiwodschaftsbibliothek in Allenstein anwesend, um sich ein Bild von den Schreibkenntnissen der Mittelschüler der Region zu machen und für sich zu werben.
Gruppenphoto mit Lehrern und Organisatoren, mittig hinten Jakub Prusik.Foto: Uwe Hahnkamp
Letzter im Bunde war Krzysztof Świątek, der als Leiter der Regionalgruppe Ermland-Masuren normalerweise die Polnische Gesellschaft der Deutschlehrer repräsentiert. Diesmal jedoch war er in anderer Weise dienstlich vor Ort: „Beim Rechtschreibwettbewerb habe ich lediglich die Schüler aus meiner Schule, dem IV. Allgemeinbildenden Lyzeum in Allenstein, begleitet.“
Sieger ohne Schwerpunkt Deutsch
Mehr als zwanzig Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich in der ulica Partyzantów einer Aufgabe, die viele Schüler in Polen und in Deutschland sehr schwierig finden: dem Diktat. Bereits in der Muttersprache ist es oft nicht einfach, wie gerade in Polen der landesweite „Wettbewerb des richtigen Polnisch“ und kurze Sendungen zu typischen Problemen bei der Rechtschreibung im Fernsehen beweisen. Wie sieht es dann erst in einer Fremdsprache aus, die man im besten Fall einige Jahre an der Schule erworben hat? Nach den Angaben der Jury vor der Verleihung der einzelnen Preise waren die Leistungen durchaus beachtlich.
Der Wettbewerb war in zwei Stufen aufgebaut, nach dem ersten Diktat kamen die Besten in die Endrunde zum zweiten Text, und sowohl bei der Qualifikation als auch beim Endergebnis wurde es manchmal sehr knapp. Doch was auch immer den Teilnehmern abgefordert wurde, für eine Person war das stets „sehr leicht“. Die Rede ist vom Sieger des Wettbewerbs Jakub Prusik, der über seine Methode beim Diktat kurz sagte: „Die Dame vorne hat vorgelesen, ich habe gehört, geschrieben und das war`s.“ Das klingt sehr einfach, nach einem direkten Informationsfluss und einem musikalischen Gehör, das die Aufgabe eines Diktats gewaltig erleichtert. Für das Gehör spricht auch, dass der junge Mann selbstständig angefangen hat, sich Dänisch beizubringen, weil ihm, wie er sagte, „die Sprache gefallen hat und man sagt, dass die Dänen das glücklichste Volk der Welt sind.“ Wegen der schwierigeren Aussprache des Dänischen wechselte er danach auf Deutsch, was die Jury und im Alltag Lehrer und Journalisten in den Genuss seiner ebenfalls hervorragenden Artikulation und Sprachmelodie brachte.
Dabei lernt Jakub Prusik gar nicht Deutsch als Hauptfach. „Seine Schwerpunkte sind Mathematik, Physik und Informatik“, sagt Krzysztof Świątek über den Schüler seines Lyzeums. „Ich unterrichte ihn nicht, diese Ehre gebührt meiner Kollegin Lidia Smolec. Aber ich bin stolz auf ihn und auf seine Kollegin, die den dritten Platz erreicht hat.“ Mit seinen Kandidaten war auch Dawid Kazański zufrieden, vor allem aber mit dem Wettbewerb als Ganzes: „Meine Schüler sind nicht ganz vorne gelandet, aber sie haben es – Kompliment – in die zweite Runde geschafft. Insgesamt war die Veranstaltung rundum gelungen, und ein weiterer Rechtschreibwettbewerb sollte im nächsten Jahr wieder im Terminplan der Schüler und Lehrer auftauchen.“ Ob dann der Sieger dabei sein wird, oder ob er noch eine weitere Sprache in Angriff nimmt, steht aber noch in den Sternen.
Veranstalter und Teilnehmer des Rechtschreibwettbewerbs „Gutes Deutsch = Korrektes Deutsch“ bedanken sich für die finanzielle Unterstützung beim Bundesministeriums des Inneren und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland unter Vermittlung des Verbands der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen. Die weiteren Geldmittel stammen aus Eigenmitteln der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit.










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