Der indische Stahlkonzern Jindal Steel International will Deutschlands größten Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel übernehmen. «Die Thyssenkrupp AG hat ein unverbindliches, indikatives Angebot von Jindal Steel International für den Kauf von Thyssenkrupp Steel Europe erhalten», teilte der Industriekonzern in Essen mit.
Der Vorstand der Thyssenkrupp AG will das Angebot intensiv prüfen. Die Konzernführung achtet dabei besonders auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation sowie die Beschäftigung an den Stahl-Standorten.
Positive Marktreaktion
Die Börse reagierte erfreut auf die Nachricht vom Übernahmeangebot. Thyssenkrupp-Aktien stiegen deutlich und lagen am Nachmittag mit 11,42 Euro rund 4,9 Prozent im Plus.
Die IG Metall will den Prozess konstruktiv begleiten. «Dass ein wachstumsorientierter Stahlkonzern wie Jindal Steel International als strategischer Investor bei Thyssenkrupp Steel einsteigen will, ist grundsätzlich eine gute Nachricht für unsere Beschäftigten», sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender und stellvertretender Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp AG.
Jindal Steel verfüge über einen eigenen Zugang zu Rohstoffen und Know-how in der grünen Transformation. «Jetzt kommt es darauf an, zügig in substanzielle Gespräche einzusteigen, um möglichst schnell Klarheit über die wichtigsten offenen Fragen zu erlangen», so die Gewerkschaft weiter.
Krise bei Deutschlands größtem Stahlhersteller
Die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel ist wegen der Konjunkturschwäche, hoher Energiepreise und Billigimporten aus Asien in eine Krise geraten. Als Gegenmaßnahme sollen die Kapazitäten von 11,5 Millionen Tonnen pro Jahr auf 8,7 bis 9 Millionen Tonnen verringert werden.
Rund 11.000 Stellen sollen abgebaut oder ausgegliedert werden. Betriebsbedingte Kündigungen soll es dabei nicht geben.
Thyssenkrupp plant außerdem eine Verselbstständigung der Stahlsparte. Das tschechische Energieunternehmen EPH des Unternehmers Daniel Kretinsky hält bereits 20 Prozent.
Starker indischer Konkurrent
Jindal Steel beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 20.000 Menschen auf drei Kontinenten. Das Unternehmen hat eine Stahl-Produktionskapazität von jährlich 9,6 Millionen Tonnen und betreibt darüber hinaus in Indien zwei Kohlekraftwerke sowie Eisenerz- und Kohleminen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein indisches Unternehmen für die Thyssenkrupp-Stahlsparte interessiert. Mitte 2018 vereinbarten Thyssenkrupp und Tata Steel die Gründung eines 50/50-Gemeinschaftsunternehmens zur Zusammenführung ihrer europäischen Stahlgeschäfte, was jedoch 2019 von der EU-Kommission aus Wettbewerbsgründen abgelehnt wurde.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.