NATO-Militärplaner prüfen wegen russischer Luftraumverletzungen an der Ostflanke eilige Optionen für verstärkte Luftverteidigung. Nach DPA-Informationen wird dabei abgewogen, wie kurzfristig weitere Lehren aus praktischen Erfahrungen der Ukraine gezogen werden könnten.
Oberbefehlshaber Alexus Grynkewich und Generalsekretär Mark Rutte riefen am Freitag die Operation «Eastern Sentry» (Wächter des Ostens) aus. Ziel ist der Einsatz zusätzlicher Überwachungs- und Flugabwehrkapazitäten durch gemeinsame Anstrengungen.
Bereits am Wochenende ereigneten sich weitere Vorfälle. Nach dem Abschuss russischer Drohnen mussten in Polen und Rumänien Kampfflugzeuge zu Alarmstarts aufsteigen, Luftverteidigungsstellungen wurden in höchste Bereitschaft versetzt.
Ukraine-System als Vorbild
Die Ukraine entwickelte das System «Himmelsfestung» gegen russische Angriffsdrohnen, deren Zahl stark zugenommen hat. Die billigen, kleinen und tieffliegenden Einwegsdrohnen werden über ein Netzwerk aus tausenden Mikrofonen geortet und über ihre akustische Signatur für den Abschuss lokalisiert.
Mobile Trupps auf Pritschenwagen kommen dabei zum Einsatz und feuern aus Maschinengewehren sowie Maschinenkanonen mit Nachtsichtoptiken. Die NATO testete das «Sky Fortress»-System bereits 2024, in Estland sind noch Erprobungsgeräte eingelagert.
Denkbar sind auch andere oder zusätzliche Sensoren, um frühzeitig und genauer ein Lagebild über anfliegende Drohnen zu erhalten. Das Bündnis verfügt über einen Zahlungsmechanismus für Sofortbedarf zur kurzfristigen Beschaffung neuer Technologien.
Start-ups entwickeln Abfangdrohnen
Europäische Start-ups haben verschiedene Abfangdrohnen-Konzepte entwickelt. Zivile Technologien werfen Netze auf gegnerische Drohnen ab, während andere Waffen durch Störsender neutralisieren oder Angreifer in der Luft zerstören.
Das schwedische Start-up Nordic Air Defence stellte die Abfangdrohne Krueger100 vor. Sie erreicht KI-unterstützt und mit Infrarotsucher ausgestattet über 270 Kilometer pro Stunde im Anflug auf das Ziel.
Die Bundeswehr bestellte 18 mobile Flugabwehrsysteme vom Typ Skyranger mit Lieferung bis 2028. Diese auf Fahrzeugen montierten Systeme erfassen Drohnen und bekämpfen sie aus einem Bedienraum mit einer 30-Millimeter-Revolverkanone.
Finanzielle Herausforderungen
Das Bekämpfen russischer Kamikaze-Drohnen mit teuren Kampfjets und Lenkflugkörpern zeigt die suboptimale Vorbereitung des Bündnisses. Die kostspieligen Lenkflugkörper sind Mangelware, militärökonomisch muss verhindert werden, dass sich Streitkräfte «leer schießen».
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen forderte ein Beschaffungsprogramm für Abwehrdrohnen. Deutschland sei auf dem Gebiet «nahezu blank», sagte er der «Rheinischen Post». Röttgen forderte: «Die Bundesregierung muss hier schnellstens ein Beschaffungsprogramm auflegen.»
Die Planung für den weiteren Aufbau der Flugabwehr gegen Drohnen und Drohnenschwärme aus Russland läuft im zentralen Luftwaffenhauptquartier der NATO in Ramstein. Die SPD fordert eine Ausweitung der Skyranger-Bestellung.
Ukraine bietet Expertise an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterstrich die Bedeutung von Drohnen bei der Verteidigung und bot der NATO Unterstützung an. «Wir sind bereit, alle Partner in dieser Verteidigung zu schulen», sagte Selenskyj.
«Alle sehen, dass die Russen nach Möglichkeiten suchen, den Krieg auf das Gebiet Polens und der baltischen Staaten auszuweiten, die russische Armee testet auch Rumänien», warnte Selenskyj. Zwar habe die NATO effektive Abwehrwaffen, doch habe die Ukraine «wesentlich kostengünstigere, massivere und systematischere Lösungen» entwickelt.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.