Der Krankenstand im Einzelhandel hat mit 7,14 Prozent den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003 erreicht. Eine Analyse der AOK Rheinland/Hamburg zeigt: Besonders psychische Erkrankungen haben stark zugenommen und belasten die bereits krisengebeutelte Branche zusätzlich.
Die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Leiden ist massiv gestiegen. Im Schnitt fehlten Einzelhandelsbeschäftigte 5,7 Tage wegen psychischer Erkrankungen – vor zehn Jahren waren es nur 3,9 Tage. Das entspricht einem Anstieg von fast 50 Prozent. Die AOK wertete Daten von über 100.000 versicherten Einzelhandelsbeschäftigten aus.
Merit Kirch, Geschäftsführerin des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Rheinland/Hamburg, nennt mehrere Gründe für die hohe Belastung: «Dazu zählen eine hohe psychische Belastung durch den intensiven Kundenkontakt, die angespannte Personalsituation, Sorgen um den Arbeitsplatz sowie zunehmender Kostendruck und der wachsende Wettbewerb durch den Onlinehandel.»
Handelsverband fordert Abschaffung telefonischer Krankmeldung
Der Handelsverband Deutschland reagiert mit einer klaren Forderung: Die telefonische Krankmeldung soll abgeschafft werden. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Verbands, argumentiert, der hohe Krankenstand belaste die Unternehmen in ohnehin schwierigen Zeiten zusätzlich und schwäche die Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Die telefonische Krankmeldung war während der Corona-Pandemie eingeführt und Ende 2023 dauerhaft geregelt worden.
Der stationäre Handel kämpft bereits mit erheblichen Problemen. Zwischen August 2024 und August 2025 registrierte der Kreditversicherer Allianz Trade 2.490 Insolvenzen im stationären Einzelhandel.
Trotz des deutlichen Anstiegs lag der Krankenstand im Einzelhandel 2024 mit 7,14 Prozent noch leicht unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 7,18 Prozent. Eine mögliche Erklärung: Einzelhandelsbeschäftigte sind mit durchschnittlich 37,7 Jahren deutlich jünger als Beschäftigte in anderen Branchen, die im Schnitt 41 Jahre alt sind. Höhere Krankenstände verzeichneten 2024 die Pflege mit 9,36 Prozent, die Metallproduktion mit 9,33 Prozent und die öffentliche Verwaltung mit 8,70 Prozent. Deutlich niedriger lagen die Werte in Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit fünf Prozent sowie in der Gastronomie mit 4,84 Prozent.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.
