Die Zahl der Erstdiagnosen von ADHS bei Erwachsenen in Deutschland ist drastisch gestiegen. Zwischen 2015 und 2024 nahm die Inzidenz um 199 Prozent zu, wie eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zeigt. Besonders auffällig: Der Anstieg beschleunigte sich seit 2021 deutlich, und Frauen holen bei den Diagnosen massiv auf.
Die Zahlen sind eindeutig. Im Jahr 2015 erhielten 8,6 von 10.000 gesetzlich Versicherten erstmals die Diagnose ADHS. 2024 waren es bereits 25,7 pro 10.000 Versicherte. Unter 40-Jährige weisen dabei durchgängig die höchsten Diagnoseraten auf.
Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist inzwischen nahezu verschwunden. Noch 2015 wurden deutlich mehr Männer erstmals diagnostiziert, bis 2024 glichen sich die Raten fast vollständig an. Die Studienautoren werten diese Entwicklung positiv, da mehr Betroffene Zugang zu Therapien erhalten.
Rolle von Social Media und Aufklärung
Expertinnen und Experten sehen die zunehmende Aufmerksamkeit zweigeteilt. Swantje Matthies vom Universitätsklinikum Freiburg warnt: «Dabei besteht auch die Gefahr, dass das Konzept "verwässert" wird. Es ist möglich, dass Menschen sich mit ADHS-typischen Eigenschaften, Merkmalen und Erfahrungsberichten identifizieren, obgleich sie nicht die diagnostischen Kriterien erfüllen.»
Alexandra Philipsen vom Universitätsklinikum Bonn betont die Ambivalenz sozialer Medien: «Einerseits können Inhalte die Sensibilität für ADHS steigern. Andererseits könnten sie die Schwelle senken, sich anhand einer fälschlichen Selbstdiagnose in einer Diagnostik vorzustellen. Es wäre schön, die Aufklärung in sozialen Medien gemeinsam mit Fachleuten zu machen und zusammen Formate zu schaffen.»
Andreas Reif vom Universitätsklinikum Frankfurt rechnet damit, dass der Anstieg sich verlangsamen wird. «Das ist auch das Ende einer Steigerung der Diagnoseraten – eine solche Annäherung würde ich auch für Deutschland erwarten», so der Experte. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch international: In Ontario, Kanada, stiegen ADHS-Medikamentenverschreibungen zwischen 2015 und 2023 um 157 Prozent.
Hintergrund zur Diagnose
ADHS äußert sich durch schwere Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, starke Impulsivität und ausgeprägte körperliche Unruhe. Das Gesundheitsministerium stellt klar: Die Symptome müssen mindestens sechs Monate andauern, in verschiedenen Lebensbereichen auftreten und die betroffene Person beeinträchtigen.
Viele der neuen Diagnosen betreffen Menschen, deren Symptome bereits in der Kindheit begannen, aber damals unerkannt blieben. Mädchen und Frauen fallen oft weniger auf und erhalten die Diagnose deshalb häufig erst im Erwachsenenalter. Expertenschätzungen zufolge haben etwa 2,5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland ADHS.
Die Studie basiert auf Abrechnungsdaten gesetzlich Versicherter ab 18 Jahren von 17 Kassenärztlichen Vereinigungen. Ein 2019 eingeführter neuer Diagnoseschlüssel könnte zudem bereits existierende Fälle besser sichtbar gemacht haben. Die 2024er Daten sind vorläufig.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.





