Interview mit Yannick Baumann
Das Entsendeprogramm des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) unterstützt Organisationen der deutschen Minderheiten in Osteuropa und Zentralasien durch den Einsatz von Kulturmanager:innen sowie Redakteur:innen. Mit ihrem Fachwissen helfen sie nicht nur bei Projekten, sondern auch dabei, ein modernes Deutschland- und Europabild zu vermitteln und die kulturelle Vermittlerrolle der Organisationen zu stärken. Wir sprechen mit den Entsandten über ihre Aufgaben, Ziele und Beweggründe für diese interkulturelle Tätigkeit. Mit Yannick Baumann, Kulturmanager und Redakteur beim Karpatendeutschen Verein in Pressburg (Bratislava), sprach Mauro Oliveira.
Wie bist du zu der Stelle beim ifa gekommen.
Ich war vorher tatsächlich schon fünf Jahre in der Slowakei tätig, als Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in der Stadt Nitra (dt.: Neutra, Anm. der Red.) in der Westslowakei und habedort auch schon mit dem damaligen ifa-Kulturmanager Max Rößler und mit der Chefredakteurin des Karpatenblatts, Katrin Litschko, zusammengearbeitet. Und als dann die Stelle neu ausgeschrieben wurde, habe ich mir gedacht, das klingt doch interessant, da bewerbe ich mich.
Und dann hast du als Kulturmanager und Redakteur die deutsche Minderheit in der Slowakei noch besser kennengelernt. Vor welchen spezifischen Herausforderungen steht sie denn? Zahlenmäßig ist es ja eine eher kleine Gruppe.
Genau, es ist eine sehr kleine Minderheit. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung.
Die Minderheit ist auch auf drei Gebiete verteilt. Das ist einmal das Stadtgebiet von Pressburg und das Umland, also die kleinen Karpaten. Südöstlich davon, in der Mittelslowakei, liegt das zweite Gebiet,das wir bei uns in der Minderheit das Hauerland nennen.Viele Ortsnamen enden dort auf„-hau“, weil es sich ursprünglichum Rodungen der mittelalterlichen deutschen Kolonisten oder Ostsiedler handelte.Es gibt da zum BeispielDrexlerhau (JanovaLehota), Schmiedshau (Tužina), Krickerhau (Handlová), Neuhau(NováLehota). Das waren schon früher eine Art von Inseln,Sprachinseln, und sie sind es bis heute.
Yannick Baumann arbeitet als ifa-Kulturmanager beim Karpatendeutschen Verein in Pressburg (Bratislava) und als ifa-Redakteur beim Karpatenblatt.Foto: privat
Hinzu kommt noch die Oberzips und die Unterzips mit dem Bodvatal, wo das dritte Siedlungsgebiet im Osten des Landes liegt. Und auch da liegen die Orte sehr verstreut. Es sind teilweise auch Regionen, die nicht sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr und an das Straßennetzangeschlossen sind. Es sind immer große Reisen, die man unternehmen muss, wenn man die Menschen dort besuchen will.
Was sind deine Aufgaben beim Karpatendeutschen Verein?
Mein Fokus liegt auf der Jugendarbeit und auf der Arbeit in den Regionen.
Ich bin daherauch öfters unterwegs. Wie gesagt, manchmal sind die Fahrten sehr lang, aber es sind immer schöne Erlebnisse.
Wir versuchen eben auch punktuell immer wieder mal neue Impulse zu geben und den jungen Leuten, das Bewusstsein zu vermitteln, dass die Deutschen in ihrer Region eine wichtige Rolle spielten und dass es diese Minderheit dort auch heutenoch gibt. Wir behandeln also geschichtliche Themen, um so ein Bewusstsein zu schaffen für die eigene regionale Identität.
Hast du ein Lieblingsprojekt, ein Projekt, das dir besonders Spaß gemacht hat?
Ja, das ist immer schwer, ein Lieblingsprojekt zu benennen. Ich kann vielleicht darüber sprechen,was mich in diesem Jahr begeistert hat.Das war auf jeden Fall das Jugendfest. Das Jugendfest ist die Jugendveranstaltung des Karpatendeutschen Vereins, die einmal im Jahr stattfindet. Datreffen sich einerseits die jungen Leute aus der Region. Aber es kommen auch immer internationale Gäste, diesmal aus Polen, aus Rumänien und aus der Ukraine.
Für das Jugendfest hatten wir eine ifa-Förderung erhalten. Das ermöglichte es uns, einenChor aus der Ukraine einzuladen, die „Singenden Herzen“ aus Mukatschewo (ukr. Mukachevo, dt. Munkatsch,Anm. der Red.).
Gedenktafel am Museum der Kultur der Karpatendeutschen in Bratislava/Pressburg: Die deutsche Minderheit in der Slowakei ist auf drei Gebiete verteilt.Foto: Pylambert/Wikimedia Commons
Besonders beeindruckend fand ich, dass wir mit dem Chor der „Singenden Herzen“ und dem Posaunenchor aus Einsiedel an der Göllnitz die Europahymne einstudiert haben. Diese haben sie zu Beginn der Veranstaltung gespielt. Es war ein schöner Moment, dieses Gefühl zu haben, dass man zusammengehört, dass man Teil dieser großen europäischen Gemeinschaft ist und dass viele Minderheiten eben gemeinsam aucheine große Zahl an Menschen sind.
Gleichzeitig bist du auch noch Redakteur. Wie bringst du es unter einen Hut, Jugendprojekte zu organisieren und in der Redaktion des Karpatenblatts mitzuarbeiten?
Das ist manchmal eine Herausforderung. Wir sind hier eine Zwei-Personen-Redaktion – Katrin Litschko, die Chefredakteurin, und ich.
„Besonders beeindruckend fand ich, dass wir mit dem Chor der „Singenden Herzen“ und dem Posaunenchor aus Einsiedel an der Göllnitz die Europahymne einstudiert haben. Diese haben sie dann zu Beginndes Jugendfests gespielt. Es war ein schöner Moment, dieses Gefühl zu haben, dass man zusammengehört, dass man Teil dieser großen europäischen Gemeinschaft ist und dass viele Minderheiten eben gemeinsam aucheine große Zahl an Menschen sind.“
Wir haben aber ein breites Netz an Autorinnen und Autoren, die für uns schreiben. Das hat sich über die Jahre so gut entwickelt, dass wirregelmäßig Artikel zugesandt bekommen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Ortsgruppen des Karpatendeutschen Vereins, die über ihre Veranstaltungen berichten. Das macht einen Großteil unserer Inhalte aus. Wenn in den Regionen etwas passiert, wird dann auch darüber geschrieben.Und das funktioniert sehr gut; ich war selbst überrascht, als ich hier angefangen habe.
Du wohnst aktuell in Pressburg, hast aber schon erwähnt, dass du auch viel in andere Regionen der Slowakeigereist bist.
Hast du einen Geheimtipp, für Leute, die in die Slowakei fahren wollen?
Auf jeden Fall würde ich jedem raten, nicht nur nach Pressburg zu fahren. Pressburg liegt ja etwas exzentrisch, also am Rand der Slowakei.Der größte Teil des Landes liegt östlich von Pressburg. Das sind Regionen, die historisch und kulturell sehr vielfältig sind.
Yannick Baumann arbeitet als ifa-Kulturmanager beim Karpatendeutschen Verein in Pressburg (Bratislava) und als ifa-Redakteur beim Karpatenblatt.Foto: privat
Nächstes Jahr, 2026, würde ich allen empfehlen, nach Trenčín(Trentschin)zu kommen. Dann wird Trentschin Kulturhauptstadt Europas sein.Da wird viel geboten werden. Es gibt dort das Pohoda Musikfestival, welches bei jungen Leuten auch über die Slowakei hinaus beliebt ist.
Was nimmst du mit aus deiner Zeit in der Slowakei?
Ich glaube, da ist etwas, das bleibt: dieschönen Momente, dieseOffenherzigkeitauch, die ich oft erfahren habe im Karpatendeutschen Verein, dass man sich eigentlich dort immer wie zu Hause fühlt, egal wo man ist, egal welches Haus der Begegnung man besucht.
Das ist doch ein gutes Schlusswort. Oder möchtest du noch etwas ergänzen?
Ein Schlusswort? Ja, also wie gesagt:Besucht die Slowakei, besucht vielleicht auch die Regionen, die Häuser der Begegnung stehen allen offen. Meldet euch da an. Die Menschen sind super offen und auch sehr interessiert daran, sich auszutauschen, auch mit Menschen aus den deutschen Minderheiten im Ausland.






![Katowickie szopki betlejemskie w kościołach na Święta 2025. Zobaczcie, jak Boże Narodzenie przedstawiono w katowickich parafiach! [Zdjęcia, wideo]](https://www.wkatowicach.eu/assets/pics/aktualnosci/2025-12/szopka_mariacki.jpg)



