Lars Ricken (BVB) hat genug vom ewigen Gejammer über die englische Finanzmacht im Fußball. Der Dortmunder Geschäftsführer fordert ein Umdenken: Statt sich in der Opferrolle zu suhlen, soll der deutsche Fußball die Situation als Chance begreifen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Premier League-Klubs gaben im Sommer über 3,5 Milliarden Euro aus und verzeichneten dabei ein Defizit von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Die vier anderen Top-Ligen Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien kamen zusammen auf 3,38 Milliarden Euro Gesamtausgaben.
«Dass wir uns im deutschen Fußball in die Opferrolle begeben und jammern, davon müssen wir wegkommen», sagte Ricken vor dem Champions League-Spiel bei Juventus Turin. Stattdessen müsse man «das auch als Chance begreifen und Lösungen suchen».
BVB profitiert von englischen Talenten
Der BVB macht es vor: Carney Chukwuemeka, Jobe Bellingham und Fábio Silva kamen aus England nach Dortmund. Felix Nmecha spielte in der Jugend von Manchester City. «Das sind jetzt unsere Spieler, die die Zukunft des BVB ausmachen», betonte Ricken.
Im Gegenzug kassierte der Klub seine größte Einnahme durch den Verkauf von Jamie Gittens an Chelsea. Auch andere Bundesligisten profitieren: Bayer Leverkusen sicherte sich Mega-Deals für Florian Wirtz (Liverpool) und Hugo Ekitiké (ebenfalls Liverpool). Newcastle United zahlte 85 Millionen Euro für Nick Woltemade vom VfB Stuttgart.
Insgesamt flossen über 650 Millionen Euro aus England nach Deutschland. Im Gegenzug bedienten sich deutsche Klubs bei Premier League-Vereinen: Leverkusen holte Jarell Quansah aus Liverpool, der FC Bayern griff für Luis Díaz und Nicolas Jackson tief in die Tasche.
Die 50+1-Regel als Schutzschild
Die Bundesliga wird durch die 50+1-Regel nie finanziell an England herankommen. Für Millionen von Fans ist das auch richtig so. Den Verantwortlichen gibt es den Auftrag, das Beste aus der Situation zu machen - und das gelingt immer besser.
«Dieses ‚die haben mehr Geld, deswegen haben wir keine Chance', finde ich ganz schlimm», unterstützte Amazon-Experte Mats Hummels Rickens Position. Er verwies auf die erfolgreiche BVB-Zeit 2010 bis 2012: «Wir hatten auch nicht mehr Geld als andere Bundesligisten und haben gute Arbeit gemacht».
Dass Geld alleine nicht alles entscheidet, zeigen die jüngsten Champions League-Endspiele: In den letzten beiden Finals war kein englischer Verein dabei. Real Madrid besiegte 2024 den BVB, zuvor schoss Paris Saint-Germain Inter Mailand ab.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.