In unserer Reihe “Deutsche Minderheiten in Europa” blicken wir über Grenzen hinweg und beleuchten, was die deutschen Minderheiten in ganz Europa bewegt.
100 Jahre Bücherverband
Der Verband Deutscher Büchereien in Dänemark kann definitiv auf eine reiche Geschichte zurückblicken. Unlängst feierte die Organisation ihr 100-jähriges Bestehen. Der Verband, der als zentrale Bibliothekseinrichtung fungiert, betreibt mehrere Büchereien, Schulbibliotheken und zwei Bücherbusse, die regelmäßig durch die Region fahren. Bei der Jubiläumsfeier in der Zentralbücherei in Apenrade würdigte der Minderheitenbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Johannes Callsen, die Arbeit des Verbandes als unverzichtbaren Beitrag zur kulturellen Vielfalt. Die deutschen Büchereien seien weit mehr als nur Orte des Lesens. Sie entwickelte sich über die Jahre hinweg immer mehr zu Treffpunkten der Sprache und Kultur. Als Zeichen der Anerkennung überreichte Callsen dem Verband eine vom Ministerpräsidenten unterzeichnete Ehrenurkunde – eine Geste, die in Schleswig-Holstein traditionell an Institutionen übergeben wird, die ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Das Land Schleswig-Holstein und der Bund unterstützen den Verband seit vielen Jahren finanziell. Grundlage dieser Förderung ist ein Vertrag zwischen dem Land und dem Bund Deutscher Nordschleswiger für den Zeitraum von 2025 bis 2028.
Quelle: schleswig-holstein.de
Der Bücherbus ist ein Erkennungsmerkmal des Vereines.Foto: Pimvantend/Wikimedia Commons
Neuer Gedenkort in Tschechien
Ein sogenannter „Stein der Versöhnung“ wurde Mitte September im tschechischen Ort Schwarzwasser/Černá Voda enthüllt. Dieses deutsch-tschechische Denkmal erinnert an die wechselvolle und oft schmerzvolle Geschichte des Ortes und seiner Bevölkerung. Die Initiative zur Errichtung des Gedenksteins ging vom Heimatkreis Schwarzwasser aus, der auch die Finanzierung übernahm. Bürgermeister Zdeněk Beťák betonte, der Stein solle an all jene erinnern, die in Schwarzwasser ihre Wurzeln haben – ob deutsche Alteingesessene oder tschechische Neubürger. „Versöhnung bedeutet nicht zu vergessen, sondern die Vergangenheit als Verbindung zu begreifen“, erklärte er. Auch Hermann Baur, Vertreter der Ortsbetreuung Schwarzwasser, hob hervor, dass der Stein für gegenseitiges Verständnis und menschliche Begegnung stehe. Nach der feierlichen Enthüllung und Segnung des Steins durch Dekan Kotlář folgte eine ergreifende musikalische Darbietung, bei der erstmals sowohl die tschechische als auch die deutsche Nationalhymne erklangen – ein starkes Symbol gelebter Versöhnung.
Quelle: Landesecho.cz.
Finanzen im Fokus
Die Notwendigkeit der Sicherung staatlicher Unterstützung unterstrich der Dachverband der Deutschen in Rumänien bei einer unlängst stattgefundenen Sitzung.
Die Tagung, geleitet von DFDR-Vorsitzendem Dr. Paul Jürgen Porr, vereinte Vertreter aller fünf Regionalforen sowie den DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ, den Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen, Thomas Șindilariu, und Corina Stănese, die neue Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen. Ganţ informierte über die Entscheidung der Fraktion der nationalen Minderheiten, der Regierungskoalition beizutreten, um ihre Anliegen effektiver durchsetzen zu können. Er warnte zugleich vor drohenden Kürzungen und einem Gesetzentwurf der USR, der die Zahl der Abgeordneten auf 300 reduzieren und für Minderheiten dieselbe Stimmenhürde wie für Parteien einführen würde – was faktisch ihr parlamentarisches Aus bedeuten könnte. Auch Präsident Nicușor Dan habe diese Themen während seines Besuchs in Berlin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Friedrich Merz erörtert. Ganţ dankte zudem Dr. Bernd Fabritius, dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, für seine Unterstützung. Unterstaatssekretär Șindilariu betonte ebenfalls die Risiken des Gesetzesvorhabens und die bestehenden Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Finanzmitteln. Trotz der aktuellen zehnprozentigen Budgetkürzung rechnet das DFDR für 2026 mit möglichen Einsparungen von bis zu 40 Prozent, die es jedoch abzuwenden gilt.
Quelle: siebenbuerger.de
Dr. Paul Jürgen Porr.Foto: DFDR
Herausragende Deutsche geehrt
Mit ehrenvollen Auszeichnungen würdigte man in Russland erneut Deutschstämmige, die durch besondere Errungenschaften herausragten. Zugleich feierte der Wettbewerb „Russlands Herausragende Deutsche“ sein 15. Jubiläum. Die festliche Gala zum Wettbewerb fand am 20. September im Moskauer Kulturpalast statt. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 ehrt der Wettbewerb Menschen, die in Wissenschaft, Kunst, Bildung, Gesellschaft und Sport besondere Beiträge leisten. In diesen 15 Jahren wurden über hundert Preisträger aus zwanzig Regionen Russlands ausgezeichnet. Auch diesmal wurden verdiente Persönlichkeiten in traditionsreichen Kategorien geehrt – benannt nach herausragenden russlanddeutschen Vorbildern wie Anna German, Boris Rauschenbach oder Rudolf Pljugfelder. Neu hinzu kamen zwei Ehrenpreise, die sich auf die Bewahrung des kulturellen Erbes und die Stärkung der Avantgarde-Bewegung der Russlanddeutschen konzentrieren. Musikalische und künstlerische Darbietungen, darunter emotionale Beiträge des Orchesters Neues Moskau sowie des Folkloreensembles Volkskarussell, sorgten für festliche Stimmung. Die Zeremonie, zweisprachig moderiert, erinnerte zugleich an bedeutende historische Jubiläen, darunter den 80. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg.
Quelle: rusdeutsch.ru.
Ukrainedeutsche im Porträt
Eine digitale Version der populären Ausstellung „Deutsche in der Ukraine: Geschichte und Kultur“ ist nun auf der Homepage der Deutschen in der Ukraine verfügbar. Die Online-Präsentation ermöglicht es Interessierten weltweit, die historische Entwicklung und die kulturellen Beiträge der deutschen Minderheit in der Ukraine nachzuvollziehen. Die Ausstellung basiert auf Konzepten und Texten von Dr. Alfred Eisfeld, einem renommierten Historiker und Experten für die Geschichte der Deutschen im Russischen Reich, in der Sowjetunion und in den GUS-Staaten. Die Geschichte der Deutschen in der Ukraine reicht viele Jahrhunderte zurück: Bereits ab dem 10. Jahrhundert bestanden dynastische und wirtschaftliche Verbindungen zu deutschen Regionen. Ab dem 18. Jahrhundert wanderten zahlreiche deutsche Siedler ein, gründeten Kolonien im Schwarzmeergebiet, auf der Krim, in Wolhynien sowie in der Ost- und Karpatenukraine. Konflikte im 20. Jahrhundert, insbesondere die Weltkriege, führten zu schweren Unterbrechungen des friedlichen Zusammenlebens. Ein Gedenktag am 28. August erinnert an die Deportation der Deutschen aus der Ukraine. In diesem Jahr fand dazu im Berliner Roten Rathaus eine würdige Veranstaltung statt, bei der über 300 Besucherinnen und Besucher die Ausstellung auf Deutsch und Ukrainisch besichtigen konnten.
Quelle: deutsche.in.ua.













