Der Bundesrat befasst sich am Freitag mit einer umstrittenen Gesetzesnovelle, die erstmals die industrielle Speicherung von Kohlendioxid unter Nord- und Ostsee ermöglichen würde. Bisher war das Abscheiden und unterirdische Speichern von CO2 in Deutschland ausschließlich zu Forschungszwecken erlaubt. Die Änderung würde Unternehmen erlauben, das Verfahren standardmäßig einzusetzen und die nötige Infrastruktur aufzubauen – ein bedeutender Schritt für Industrien, die ihre Emissionen nicht vollständig vermeiden können.
Die Novelle regelt zudem den Aufbau von Transportinfrastruktur, um CO2 zur Küste zu bringen und von dort weiterzutransportieren. Das schädliche Treibhausgas soll in großen Mengen unter dem Meeresboden in Gesteinsschichten und erschöpften Öl- und Gasfeldern gespeichert werden. Ausgenommen sind küstennahe Meeresflächen und Schutzgebiete.
Betroffen sind vor allem Zement- und Kalkwerke sowie Abfallverbrennungsanlagen. Diese Industrien können ihre CO2-Emissionen derzeit nicht vollständig vermeiden und sollen das Treibhausgas künftig zu Speicherstätten oder industriellen Abnehmern transportieren können.
Infrastruktur fehlt noch komplett
Industriell nutzbare CO2-Pipelines existieren in Deutschland bislang nicht, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilt. Zwar wird CO2 bereits von der Getränkeindustrie und Trockeneisproduzenten genutzt und per Lkw transportiert, doch für die geplanten Mengen sind Leitungen deutlich effizienter.
Der Bau fällt der Privatwirtschaft zu. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kündigte im Oktober ein voraussichtlich sechs Milliarden schweres Förderprogramm an, das auch CCS- und CCU-Technologien einschließt. Die Summe bezieht sich auf 2026. Zusätzlich stehen mehrere EU-Fördertöpfe bereit.
Rund ein Dutzend Unternehmen arbeiten an CO2-Infrastruktur-Projekten. Der Essener Netzbetreiber Open Grid Europe plant Projekte in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Weitere Unternehmen wie Ontras, Gasunie und Höegh Evi wollen ebenfalls Infrastruktur bauen.
Fertigstellung erst Mitte der 2030er Jahre
Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt, dass der Aufbau von Transport- und Speicherinfrastrukturen etwa sieben bis zehn Jahre dauern kann. Die Infrastruktur soll folglich etwa Mitte der 2030er Jahre vorhanden sein. Wirtschaftsverbände bewerten das als realistisch. Open Grid Europe teilte mit, kürzere Verbindungen könnten vor den 2030er Jahren in Betrieb genommen werden.
Eigentlich müsste die Infrastruktur bereits Anfang der 2030er Jahre fertig sein, um die Klimaziele zu erreichen. Deutschland strebt Treibhausgasneutralität bis 2045 an.
Kritik von Umweltschützern und Wirtschaft
Umweltschutzverbände kritisieren eine mögliche Speicherung von CO2 unter dem Meeresboden. Es könne vorkommen, dass CO2 entweiche. Bislang sei nicht über lange Zeit nachgewiesen worden, dass das Verfahren sicher sei.
Einzelne Bundesländer haben bereits mitgeteilt, unterirdische Speicherung an Land nicht zu erlauben – darunter Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie warnt, die Infrastruktur könne nur in sieben bis zehn Jahren aufgebaut werden, wenn sich das für Investoren lohne. In großen Teilen Deutschlands sei das fraglich. «Es wäre daher auch nicht überraschend, wenn CCS nur in bestimmten Regionen erfolgt», teilte der Verband mit. Gut positioniert sei die Rhein-Ruhr-Region.
Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft äußerte sich ähnlich. «Eine rein privatwirtschaftliche Finanzierung wird nicht ausreichen, um eine flächendeckende Infrastruktur aufzubauen», teilte der Verband mit. Die Infrastruktur werde nicht rechtzeitig stehen, wenn die Politik nicht frühzeitig die Finanzierung kläre.
Im Ausland ist die CO2-Speicherung bereits etabliert. Das Energieunternehmen Equinor presst im norwegischen Teil der Nordsee seit 1996 während der Gasproduktion entstehendes CO2 unter den Meeresboden. Auch mehrere EU-Staaten verfügen bereits über Speicherstätten.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.










