Das Berliner Maxim Gorki Theater hat die für Donnerstag geplante Premiere der Bühnenfassung von Adania Shiblis Roman "Eine Nebensache" kurzfristig abgesagt. Die Inszenierung des umstrittenen Romans über die Vergewaltigung und Ermordung eines palästinensischen Mädchens durch israelische Soldaten im Jahr 1949 kommt nicht mehr auf die Bühne.
Intendantin Shermin Langhoff und Chefdramaturg Johannes Kirsten begründeten die Absage in einer kurzen Stellungnahme: «Aufgrund von Dynamiken und Differenzen innerhalb des Casts und des künstlerischen Teams der Produktion sieht sich der künstlerisch verantwortliche Hausregisseur Oliver Frljić – dem Adania Shibli ihren Roman zur Adaption am Gorki anvertraut hatte – nicht in der Lage, die Arbeit an der Produktion weiter fortzusetzen.» Die Theaterleitung erklärte: «Wir bedauern alle sehr.»
Eine Verschiebung der Premiere ist nicht geplant. Es ist Langhoffs letzte Spielzeit als Intendantin des Hauses.
Kontroverse um Shiblis Roman
Adania Shiblis Roman war bereits 2023 Gegenstand heftiger Debatten. Die Frankfurter Buchmesse hatte die geplante Verleihung des Litprom-Preises an die in Berlin lebende palästinensische Autorin mit israelischem Pass nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober abgesagt. Zahlreiche Schriftsteller und Kritiker verteidigten daraufhin Shiblis Werk, darunter die Nobelpreisträger Olga Tokarczuk und Abdulrazak Gurnah.
Der Roman thematisiert ein Verbrechen israelischer Soldaten im Jahr 1949 in der Negev-Wüste, ein Jahr nach der Nakba - der gewaltsamen Vertreibung von über 700.000 Menschen aus Palästina.
Kritik von Ensemble-Mitgliedern
Die Schauspieler Karim Daoud und Maryam Abu Khaled hatten seit dem 7. Oktober 2023 wiederholt die Haltung des Gorki Theaters kritisiert. Die beiden waren zuvor für eine Plakatkampagne des Theaters mit Kufiya fotografiert worden, was von der Gruppe "Künstler gegen Antisemitismus" als antisemitisch bezeichnet wurde.
Daoud fragte: «Wie kann das immer noch geschehen? Auf der Seite des Unterdrückers und auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen?» Abu Khaled erklärte: «An der Seite Israels zu stehen, war eure Entscheidung, aber ich kann die Respektlosigkeit und Ignoranz nicht akzeptieren, die sich darin gegenüber der anderen Seite zeigt, mein Volk und meine Familie eingeschlossen, die in konstanter Angst leben.»
Abu Khaled kündigte die Absage auf Instagram an. In den Kommentaren schrieben Follower "Free Palestine!" und "Shame on Gorki!".
Frljićs Kritik an "institutioneller Zensur"
Hausregisseur Oliver Frljić hatte bereits im Sommer 2024 in der Berliner Zeitung geklagt: «Seit Beginn des Krieges in Gaza und Israel hatte ich die Gelegenheit, das gesamte Arsenal der institutionellen Zensur zu erleben, mit dem jede kritische Meinung, die nicht mit der deutschen Staatspolitik übereinstimmte, von vornherein getötet wurde.»
Im Frühjahr hatte Frljić in Ljubljana sein Stück "Incubator" über den Angriff der israelischen Armee auf das Al-Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen gezeigt. Das Maxim Gorki Theater ist für seinen Ansatz des "postmigrantischen Theaters" bekannt und hat in der Vergangenheit mehrfach Inszenierungen zum Israel-Palästina-Konflikt gezeigt.
Das Theater lehnte es ab, weitere Informationen zur Absage zu geben.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.









