Nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 8,8 vor der russischen Halbinsel Kamtschatka kommt die Erde nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Donnerstag registrierte der Geophysische Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften zahlreiche Nachbeben.
Für Millionen Menschen im Pazifik-Raum galten zwischenzeitlich Tsunami-Warnungen. Die befürchtete Katastrophe blieb zunächst aus, doch auch einen Tag nach dem starken Beben gab es noch nicht überall Entwarnung.
Chile evakuiert Küstengebiete
In Chile evakuierten die Behörden die Küstengebiete des Landes. In der Ortschaft Hanga Roa auf der zu Chile gehörenden Osterinsel im Pazifik sei die Küstenpromenade gesperrt worden, berichtete der Radiosender Cooperativa.
Der Großteil der Bevölkerung lebe allerdings in höher gelegenen Gebieten, die als sicher gelten. Für die bei Urlaubern beliebte Insel Hawaii kam nach bangen Stunden die Entwarnung.
Entwarnung für Hawaii und US-Westküste
Die letzten Tsunami-Warnhinweise wurden am Mittwochvormittag aufgehoben. Die Behörden warnten Schwimmer und Bootsfahrer aber weiterhin vor ungewöhnlichen oder starken Wasserströmungen in einigen Küstenregionen.
Wegen der Tsunami-Gefahr für die zu den USA gehörende Inselgruppe im Pazifik waren Strände evakuiert und Häfen zeitweise für den Schiffsverkehr gesperrt worden. Größere Schäden gab es letztlich aber nicht.
Stärkstes Beben seit Fukushima
Mit 8,8 war das Hauptbeben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011. Seit Beginn der Messungen wurde es überhaupt nur von fünf Beben übertroffen.
Laut der Russischen Akademie der Wissenschaften war es zudem das heftigste in der Region seit 1952. Das Zentrum des Bebens lag etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste Kamtschatkas und relativ tief unter dem Meeresboden.
Hunderte Nachbeben erschüttern Region
Seither kam es zu Hunderten Nachbeben vor Kamtschatka. Der Geophysische Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften berichtete am Donnerstagmorgen, es habe allein binnen 30 Minuten vier Erdbeben mit Stärken zwischen 4,4 und 6,3 gegeben.
«Es wird in den kommenden Wochen und Monaten zu Nachbeben in der Region kommen, die aber sehr wahrscheinlich nicht mehr die Magnitude des Hauptbebens erreichen werden», sagte Heidrun Kopp vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel dem Science Media Center. Generell seien Nachbeben gefährlich, da sie bereits beschädigte Infrastruktur komplett zerstören können.
Vulkan bricht nach Erdbeben aus
Dort brach wenige Stunden nach dem Hauptbeben auch der höchste Vulkan aus. Am Kegel des 4.750 Meter hohen Kljutschewskoj sei ein starkes Glühen zu beobachten, teilten Wissenschaftler mit.
An einer Flanke laufe Lava herab, Explosionen seien zu hören. Der auch als Kljutschewskaja Sopka bekannte Berg liegt etwa 400 Kilometer nördlich der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski.
Panik in Petropawlowsk-Kamtschatski
In der Stadt mit etwa 170.000 Einwohnern versetzte das Beben die Menschen in Schrecken. «Es schien, als würde das Haus gleich zusammenfallen wie ein Kartenhaus», berichtete eine Russin dem unabhängigen Nachrichtenportal «Bereg».
Sie sei die Treppe hinab ins Freie gelaufen, auch wenn der übliche Rat laute, bei Erdbeben die Treppenhäuser zu meiden. «Ich habe erstmals in meinem Leben ein so starkes Erdbeben erlebt und habe mich sehr erschrocken.»
Menschen fliehen aus der Stadt
Eine andere Frau stieg mit ihren Nachbarn auf eine Anhöhe, um des befürchteten Tsunamis wegen vom Meer wegzukommen. «Ich kam mir vor wie die Heldin eines Katastrophenfilms, wenn Menschen mit Taschen oder Tieren im Korb irgendwohin laufen.»
Viele Einwohner versuchten, die Großstadt mit ihren mehrstöckigen Plattenbauten zu verlassen. Vor Tankstellen und Geldautomaten gab es Schlangen, auf den Straßen bildeten sich Staus.
Erinnerungen an verheerende Tsunamis
In vielen Ländern war die Sorge nach dem Beben groß, dass meterhohe Tsunami-Wellen schwere Schäden entlang der Küsten am Pazifik anrichten könnten. Die Erinnerung an die verheerenden Tsunami-Katastrophen an Weihnachten 2004 im Indischen Ozean und im März 2011 im japanischen Fukushima war noch präsent.
Die meisten Warnungen wurden diesmal aber schon nach Stunden wieder aufgehoben oder heruntergestuft. Auch in Japan reichte die Höhe der Flutwellen kaum über einen Meter hinaus.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.