Die Münchner entscheiden noch bis Sonntag per Bürgerentscheid über eine mögliche Olympia-Bewerbung ihrer Stadt. Befürworter und Gegner führen dabei gegensätzliche wirtschaftliche Argumente ins Feld - von neuer Infrastruktur bis zu Haushaltslöchern.
Deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute bewerten die ökonomischen Effekte Olympischer Spiele deutlich verhaltener als oft dargestellt. Ihre Einschätzungen basieren auf Analysen vergangener Großveranstaltungen.
Begrenzte gesamtwirtschaftliche Effekte
Studien zeigen «überwiegend kleine, kurzlebige Effekte» bei sportlichen Großveranstaltungen, erklärt Klaus Wohlrabe vom Münchner Ifo-Institut. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigt: «Die gesamtwirtschaftlichen Effekte sind meist begrenzt und oft überschätzt.»
Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht das ähnlich: «Olympische Spiele haben in der Regel keine nennenswerten gesamtwirtschaftlichen Effekte.» Zwar kämen Sporttouristen, dafür würden aber andere Besucher verdrängt - etwa durch höhere Preise.
Lokale Branchen profitieren
Philipp Breidenbach vom RWI Essen verweist auf örtlich begrenzte positive Auswirkungen, vor allem bei Bars, Restaurants und Hotels. Wohlrabe nennt zusätzlich Einzelhandel und Freizeitbranche, das DIW die Baubranche als Profiteure.
Die Auswirkungen bleiben jedoch räumlich und zeitlich stark eingegrenzt. Mehrausgaben für die Spiele stehen oft Minderausgaben in anderen Bereichen gegenüber.
Wohnungsmarkt unter Druck
«Olympische Dörfer können langfristig Wohnraum schaffen, aber oft steigen Mieten und Immobilienpreise stark, was sozial problematisch ist», warnt das DIW. Kurzfristig verstärkt sich der Preisdruck durch höhere Nachfrage und weniger verfügbare Wohnungen.
Breidenbach betont, dass olympische Dörfer viel Fläche benötigen, die vorher nicht verfügbar war. «Die Lösung aktueller Wohnraumknappheit kann daher nicht in Olympischen Spielen liegen», stellt er klar.
Preisentwicklung umstritten
Bei den allgemeinen Preisauswirkungen gehen die Expertenmeinungen auseinander. Das DIW erwartet: «Preise für Güter und Dienstleistungen steigen oft temporär durch erhöhte Nachfrage und touristische Auslastung.»
Das IWH sieht dagegen keine belegten Effekte auf das allgemeine Preisniveau. Wohlrabe hält kurzfristige Preisspitzen in einzelnen Bereichen für plausibel - ähnlich wie beim Oktoberfest oder großen Messen.
Starke Städte riskieren Überhitzung
In wirtschaftlich starken Regionen schlagen die Olympia-Effekte eher in Preiserhöhungen durch, in schwächeren Regionen steigen die Mengen - etwa durch zusätzliche Hotelzimmer. «Eine schwächere Stadt kann von Olympia profitieren, wenn Infrastruktur einen dauerhaften Nutzen stiftet», sagt Wohlrabe.
Das DIW sieht es differenziert: «Schwächere Städte könnten wirtschaftlich profitieren, tragen aber höhere Risiken; starke Städte riskieren Überhitzung und soziale Spannungen.»
Öffentliche Hand meist belastet
Für die öffentlichen Haushalte überwiegen in der Regel die Kosten die zusätzlichen Einnahmen. Das DIW warnt vor hohen Kosten «oft mit Budgetüberschreitungen und langfristiger Verschuldung».
Wohlrabe sieht für Deutschland weniger notwendige Investitionen in Stadien, da bereits Infrastruktur vorhanden ist. Rein fiskalisch geht aber auch er von einem negativen Effekt aus.
Kostenexplosionen die Regel
Die Experten zweifeln stark an realistischen Kostenplanungen. «Ein Einhalten der prognostizierten Kosten ist historisch gesehen unrealistisch - fast alle Spiele wurden deutlich teurer», schreibt das DIW.
Wohlrabe nennt zwei Hauptgründe: «Realistisch ist, dass Olympia auch heute deutlich teurer wird, als ursprünglich veranschlagt.» Schätzungen würden oft zu niedrig angesetzt, um politische Unterstützung nicht zu gefährden.
Wirtschaftlicher Nutzen fraglich
Eine Olympiaausrichtung lohne sich wirtschaftlich für das Gastgeberland meist nicht, bilanziert Wohlrabe. «Sie kann aber politisch, gesellschaftlich und symbolisch wertvoll sein.» Positive Langzeiteffekte wie in Barcelona oder Salt Lake City seien «eher die Ausnahme».
Allmut Balleer vom RWI sieht «durchaus Potenzial für Schwung», wenn zentrale Infrastrukturprobleme gelöst würden, die ohne Olympia nicht angegangen worden wären. Letztlich komme es auf die konkrete Umsetzung an.
Neben München zeigen auch Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr Interesse an einer deutschen Olympia-Bewerbung. Für die Spiele 2036, 2040 oder 2044 ist noch keine Entscheidung gefallen.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.




