Polska jest krajem wilków

wochenblatt.pl 13 godzin temu
Zdjęcie: Die letzte Erwähnung von Wölfen in der Nähe von Allenstein stammt aus der Zeit des Nordischen Krieges im frühen 18. Jahrhundert. Foto: Pixabay


In Polen haben wir vermutlich eine der höchsten Wolfsdichten in Europa. In der Woiwodschaft Ermland-Masuren sehen immer mehr Menschen Wölfe mit eigenen Augen und immer mehr Menschen entwickeln regelrecht Angst vor ihnen. Ist der Schutz dieser Tiere zu weit gegangen? Lech Kryszałowicz spricht darüber mit Dr. habil. Dariusz Zalewski von der Abteilung für Pelztierzucht und Jagdwesen an der Fakultät für Tierbiotechnik der Universität Ermland-Masuren (UWM).

Wie viele Wölfe haben wir in Polen?

Die Schätzungen gehen von 4.000 bis 5.000 aus. Wir vermuten jedoch, dass es noch viel mehr sein könnten. Wir verfügen zwar nicht über verlässliche und verifizierte Daten, können aber davon ausgehen, dass wir hinsichtlich der Wolfsdichte zu den Spitzenreitern in Europa gehören. Zusammen mit Russland, Weißrussland, Italien, der Ukraine und Rumänien sind wir eines der wolfsreichsten Länder Europas. Allerdings liefert die Statistik veraltete Daten und weist weniger als 2.000 Exemplare aus.

Wir haben also viele Wölfe, aber zu viele oder gerade richtig?

Mit Sicherheit zu viele! Im Jahr 2011 entwickelte Prof. Henryk Okarma, eine unangefochtene europäische Autorität in Sachen Wolf, gemeinsam mit seinem Team eine „Wolfsschutzstrategie zur Sicherung der Nachhaltigkeit dieser Tierart in Polen“. Unter anderem wurde darin auch die Notwendigkeit angesprochen, eine Zielzahl für Wölfe in Polen festzulegen. Eine Umsetzung folgte jedoch nicht.

Die letzte Erwähnung von Wölfen in der Nähe von Allenstein stammt aus der Zeit des Nordischen Krieges im frühen 18. Jahrhundert.
Foto: Pixabay

Warum gibt es zu viele dieser Tiere?

Weil die Wölfe mittlerweile eine Gefahr für die Sicherheit der Menschen darstellen. In einigen Regionen Polens herrscht ein Mangel an Wild (Hirsch und Reh), was ihre natürliche Nahrung ist. In solchen Fällen verlassen Wölfe sehr oft die Wälder. Wir können sie in ländlichen Gebieten und sogar in Städten finden. Aus den letzten Jahren sind zudem Fälle bekannt, in denen Wölfe nicht nur Tiere, sondern auch Menschen angegriffen haben. In ganz Polen wurde viel über die Sägearbeiter aus der Gemeinde Brzozów gesprochen, die sich am helllichten Tag mit Kettensägen gegen Wölfe verteidigen mussten. Es kommt immer häufiger vor, dass Wölfe Hunde fressen, die nachts zum Bewachen von Bauernhöfen draußen gelassen werden, ganz zu schweigen von Nutztieren, die sich nachts auf der Weide aufhalten. In den Ostbeskiden greifen sie tagsüber sogar Tiere in eingezäunten Bereichen rund um Häuser an. Diese typischen Waldtiere hatten einst eine natürliche Angst vor Menschen. Nun haben sie ihr Verhalten geändert und kommen menschlichen Siedlungen gefährlich nahe.

Warum haben sie ihr Verhalten geändert?

Sie sind Raubtiere an der Spitze der Nahrungsleiter, sehr intelligent, und passen sich leicht an Veränderungen an. In Europa konnte beobachtet werden, dass die Wolfspopulation nach jedem Krieg zunahm. Dank der Kriege hatten sie reichlich Nahrung, die leicht zugänglich war, was ihre Fortpflanzung begünstigte. Die Menschen brachten den Wolf schon lange mit dem Bösen in Verbindung und rotteten ihn deshalb gnadenlos aus. Sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg war es erlaubt, Wölfe zu töten. Mitte der 1950er Jahre verkündete der Staatsrat in Polen die sog. Wolf-Aktion. Es war die Ausrottung der Wölfe. Damals durfte jeder Wölfe auf jede Art und Weise töten, sogar durch Vergiften, wofür hohe Prämien gezahlt wurden.
Schätzungen zufolge lebten in den 1930er Jahren etwa 1.200 Wölfe auf dem Gebiet der Zweiten Republik Polen, vor allem in den östlichen Grenzgebieten. Innerhalb der heutigen Grenzen Polens lebten nach dem Krieg Mitte der 1950er Jahre etwa 1.000 Wölfe, hauptsächlich in den Gebieten östlich der Weichsel.

„Wölfe haben keine Angst mehr vor uns.“

Die Wolf-Aktion führte dazu, dass es Anfang der 1970er Jahre nur noch etwa 100 Wölfe gab. 1975 wurden Wölfe in die „Liste der jagdbaren Tierarten“ aufgenommen, was zu ihrer Rettung beitrug. Jäger waren sich nämlich der Rolle der Wölfe in der Umwelt bewusst und sorgten entsprechend für ihren Schutz. Unter natürlichen Bedingungen beträgt der jährliche Anstieg der Wolfspopulation etwa 30 Prozent. Seitdem hat die Wolfspopulation in Polen begonnen zu wachsen. Schätzungen zufolge gab es Ende der 1980er Jahre in Polen etwa 500 Exemplare. Im Jahr 2001 schätzte Prof. Henryk Okarma von der Jagiellonen-Universität in Krakau, ein großer Verfechter des Wolfsschutzes, dass es über 500 von ihnen gab, und im Jahr 2011 waren es bereits 1.000. Und schon damals warnte er, dass man sich um die Wölfe kümmern müsse, da ihre Zahl sich dem Optimum für Polen nähere und es in einigen Regionen bereits zu viele Wölfe gebe. Derzeit haben wir mindestens 4.000 bis 5.000 davon, wahrscheinlich mehr. Da die Menschen sie nicht mehr stören, ihnen besonderen Schutz gewähren und sie nicht mehr jagen, haben sie keine Angst mehr vor ihnen. Heute begegnen wir Wölfen häufig auch tagsüber, was früher undenkbar war. Ich selbst habe einmal um ca. 10 Uhr auf der Ausfahrtsstraße von Allenstein in Richtung Jonkendorf gesehen, wie ein Wolf meinen Weg kreuzte. Leider verhalten wir uns gegenüber Wölfen immer noch irrational. Wir sind von einem Extrem, der Tötung ohne jegliche Einschränkung, zum anderen Extrem, dem absoluten Schutz des Wolfes, übergegangen.

Es sind also nicht nur die Wölfe, die ihre Gewohnheiten geändert haben?

Ja. Sowohl sie als auch ihre Beutetiere – Hirsche, Rehe und Wildschweine – passen sich veränderten Bedingungen an. Wölfe fungieren in ihrem natürlichen Zustand als Regulatoren. Ein Rudel besteht normalerweise aus 5 bis 7 Wölfen, wobei sogar in Ermland und Masuren extrem große Rudel mit 12 bis 16 Exemplaren gesichtet wurden. Wissenschaftler in Białowieża haben herausgefunden, dass ein Rudel von 5 bis 7 Wölfen in einem Gebiet von 10.000 bis 20.000 ha aktiv ist, es frisst jährlich 5–10 Tonnen Wild, hauptsächlich Hirsche und Rehe, aber auch Wildschweine, obwohl diese weniger gern verzehrt werden. Wenn es kein Wild gibt, sucht der Wolf nach anderer Beute, darunter Tiere auf Bauernhöfen, da er ja nicht auf Essen verzichten kann. Ein satter Wolf kann bis zu 20 Stunden schlafen, aber auf der Suche nach Nahrung läuft er nachts oft 20, 40 oder mehr Kilometer weit. Der Wolf ist ein äußerst effektiver Jäger, der seine Beutetiere aus einer Entfernung von bis zu 300 m in Windrichtung wittern und gegen den Wind aus einer Entfernung von bis zu 2,5 km entdecken kann! Wenn er also nach Nahrung sucht, wird er sie normalerweise auch finden.

Dariusz Zalewski ist ebenfalls Autor und Co-Autor mehrerer Bücher über das Jagdwesen und den aktiven Wildtierschutz.
Foto: Dariusz Zalewski

Wenn es zu viele Wölfe gibt, warum jagen die Jäger sie dann nicht?

Weil das Gesetz es ihnen verbietet. Im Jahr 2001 wurden sie in ganz Polen unter Artenschutz gestellt. Leider haben die Naturschutzbehörden noch keine Bestandsaufnahme der Wolfspopulation in Polen durchgeführt, die es unter anderem ermöglichen würde, die tatsächlichen Gefahren einzuschätzen, die sich aus ihrer wachsenden Zahl ergeben.

Eine Gesetzesänderung ist möglich.

Natürlich. Im Jahr 2011 haben Prof. Okarma und sein Wissenschaftlerteam die vorerwähnte Strategie zur Kontrolle der Wolfspopulation in Polen entwickelt. Die Wissenschaftler haben den damaligen Stand der Population verlässlich beurteilt und Handlungsvorschläge vorgelegt. Die allererste Aufgabe, die heute erledigt werden muss, ist die Durchführung einer zuverlässigen Bestandsaufnahme der Wolfspopulation in Polen. Dadurch kann die Größe der Wolfspopulation auf einem Niveau festgelegt werden, das sowohl für den Wolf als Tierart, als auch für seine Nahrungstiere sicher wäre. Lassen wir es beim Wolfsschutz nicht zu solchen Perversionen kommen, wie wir sie derzeit beim Biber oder beim Kormoran erleben, die zu einem ernsthaften wirtschaftlichen Problem geworden sind und manchmal, wie im Fall des Fuchses und des Kormorans, auch zu einem Umweltproblem werden. Diese Strategie lag bereits vor 12 Jahren vor, wurde jedoch vom polnischen Staat leider nicht umgesetzt.

Wird diese Art der Wolfspopulationskontrolle bereits irgendwo in Europa durchgeführt?

Ja, z. B. in Frankreich. Dort hat man die optimale Wolfszahl mit 500 Exemplaren festgelegt und es werden jedes Jahr etwa 150 Wölfe geschossen. In Schweden wird die optimale Population auf 170–270 Exemplare geschätzt, wobei das Land über mehr Wälder als wir verfügt. In Deutschland schätzt man die Zahl der Wölfe auf 2.000, doch die Deutschen unternehmen ebenso wie die Polen bislang nichts dagegen. Eine gewisse Hoffnung auf eine Lösung der Angelegenheit liegt bei der Europäischen Kommission, die erkannt hat, dass das Problem nicht mehr nur einzelne Länder betrifft, sondern ganz Europa. Dies ist eine gute Nachricht für den Schutz des Wolfes und anderer großer europäischer Raubtiere – des Luchses und des Bären.

Wie viele Wölfe sollten Ihrer Meinung nach in Polen leben?

Meiner Meinung nach nicht mehr als 1.500. Und das sollte einer weiteren gründlichen Analyse unterzogen werden. So viele genügen, um als Regulator der Hirschpopulation und zugleich als fester Bestandteil unserer nationalen Fauna zu fungieren. Der Mensch hat das Gleichgewicht der Natur gestört und es liegt in seiner Verantwortung, es zum Wohle der Menschheit und des gesamten Planeten wiederherzustellen.

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