Die Münchner Philharmoniker sind kurzfristig von einem belgischen Festival ausgeladen worden. Das Flanders Festival Ghent begründete die Absage des für den 18. September geplanten Konzerts mit der Rolle ihres künftigen Chefdirigenten Lahav Shani als Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra.
Das Festival erklärte, man sehe sich nicht in der Lage, «für die nötige Klarheit» über Shanis Haltung gegenüber dem «genozidalen Regime» in Israel zu sorgen. Obwohl sich Shani in der Vergangenheit mehrfach «für Frieden und Versöhnung» ausgesprochen habe, wolle man nicht mit Partnern zusammenarbeiten, die sich nicht eindeutig von diesem Regime distanziert hätten.
Die Entscheidung sei in Übereinstimmung mit dem Aufruf des Kulturministers, des Stadtrats von Gent und des Kultursektors getroffen worden. «Aufgrund der Unmenschlichkeit der aktuellen Situation und der emotionalen Reaktionen auch in unserer Gesellschaft wollen wir das Konzert nicht stattfinden lassen», schreibt das Festival.
Antisemitismus-Vorwürfe aus Deutschland
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer reagierte empört und sprach von «blankem Antisemitismus». «Unter dem Deckmantel vermeintlicher Israel-Kritik wird hier ein Kultur-Boykott betrieben», sagte Weimer. Das sei «ein Angriff auf die Grundlagen unserer Kultur».
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte, er könne «die Entscheidung des Veranstalters in keiner Weise nachvollziehen». Weimer betonte, Deutschland werde das Thema auch in die europäische Kulturpolitik tragen und stehe an Shanis Seite.
Shanis Werdegang und Kontext
Der 36-jährige, in Tel Aviv geborene Shani ist seit 2020 Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra. Im Februar 2023 ernannten ihn die Münchner Philharmoniker zu ihrem neuen Chefdirigenten, sein Amt soll er im September 2026 antreten.
Shani wird damit Nachfolger des Russen Waleri Gergijew, der wegen mangelnder Distanzierung zu Wladimir Putin nach dem Ukraine-Angriff entlassen worden war. Der Gaza-Krieg war durch den Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt wurden.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.