Das Oberlandesgericht Stuttgart entscheidet am Dienstag über eine Klage gegen die «Lidl Plus»-App. Der Verbraucherzentrale Bundesverband wirft dem Discounter vor, Nutzer nicht ausreichend darüber zu informieren, dass sie App-Rabatte mit ihren Daten bezahlen.
Fast alle großen Handelsketten wie Rewe, Lidl und Kaufland bieten eigene Apps mit Bonus- und Treueprogrammen an. Registrierte Kunden erhalten dort exklusive Artikel, Extra-Rabatte auf reduzierte Produkte und Rabatt-Coupons bei bestimmten Einkaufssummen. Zusätzlich können Nutzer Einkaufslisten erstellen und Rezeptideen abrufen.
Handelsexperte Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn sieht einen neuen Trend: Viele Tiefpreise gelten ausschließlich für registrierte Kunden mit App.
Geringe Ersparnisse trotz Aufwand
Die tatsächlichen Ersparnisse durch Bonusprogramme fallen bescheiden aus. Das Preisvergleichsportal Smhaggle wertete zwischen Januar und März 2025 rund 1,26 Millionen Kassenbons aus und ermittelte die durchschnittlichen Einsparungen.
Die Kaufland Card brachte Kunden im ersten Quartal durchschnittlich 2,29 Prozent ihrer Gesamtausgaben - bei 100 Euro also nur 2,29 Euro. Bei Rewe Bonus waren es lediglich 0,82 Prozent, in der Penny-App 0,75 Prozent.
Smhaggle-Geschäftsführer Sven Reuter betont, dass gezielter Einkauf von Aktionsangeboten und regelmäßiger Händlerwechsel deutlich mehr bringe. Wer Sonderangebote nutze, könne im Schnitt 30 Prozent sparen - bei Bonusprogrammen seien es meist nur ein bis zwei Prozent.
Händler profitieren von Kundendaten
In den Apps gehen Kunden und Händler ein Tauschgeschäft ein: Angemeldete Kunden erhalten exklusive Vorteile, die Händler bekommen deren Daten. Diese Informationen helfen den Unternehmen zu verstehen, was Käufer wollen und wie sie das Kaufverhalten beeinflussen können.
Eine 2024 durchgeführte Umfrage des Handelsforschungsinstituts IFH zeigt die Wirkung: 56 Prozent der App-Nutzer kaufen häufiger bei einem Händler, jeder Dritte gibt mehr Geld aus. Mehr als die Hälfte der angemeldeten Kunden nutzen die Apps mehrmals wöchentlich.
Payback gegen Händler-Apps
Händlereigene Programme lassen sich nur in den Geschäften der jeweiligen Kette nutzen. Payback hingegen funktioniert bei verschiedenen Händlern deutschlandweit - von Edeka über Aral bis dm und C&A. Bis Ende 2024 gehörten auch Rewe und Penny dazu, die seitdem nur noch auf eigene Apps setzen.
Fast die Hälfte der App-Nutzer gibt Payback als meistgenutztes Bonusprogramm an. Danach folgen Lidl Plus mit 15 Prozent, Rewe Bonus mit neun Prozent und die Kaufland Card mit fünf Prozent.
Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd haben bewusst kein Bonusprogramm. Sie legen den Fokus darauf, allen Kunden jederzeit konsequent die besten Angebote zu bieten - ohne App-Zwang.
Kunden zunehmend überfordert
Viele Menschen nutzen Treue-Apps für Rabatte, wie eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Fast jeder Vierte lehnt sie jedoch ab und will sie auch künftig nicht verwenden. Hauptkritikpunkt: die Übermittlung persönlicher Daten und Analyse des Kaufverhaltens.
Bei der Frage, ob nur registrierte Kunden Rabatte erhalten sollten, sind die Meinungen gespalten: 41 Prozent finden das gut, 40 Prozent nicht. Viele Kunden kommen laut IFH-Geschäftsführer Andreas Riekötter bei den unterschiedlichen Programmen nicht mehr hinterher und fühlen sich im App-Dschungel zunehmend desorientiert.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.