Ein vielbeschäftigter Manager telefonierte unaufhörlich im Restaurant und konnte keine Bestellung aufgeben. Restaurant-Inhaber Vincent Moissonnier schob ihm einen Zettel hin: «Geben Sie uns Ihre Handynummer, wir rufen Sie an, um Ihre Bestellung aufzunehmen.» Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl für mehr Aufmerksamkeit.
Moissonnier (64) ist französischer Sterne-Gastronom in Köln und hat kürzlich das Buch «Ein Tisch am Fenster» veröffentlicht. Darin erzählt er die Geschichte seines 1987 eröffneten Restaurants «Le Moissonnier» mit bewegenden und komischen Anekdoten. Das Publikum sei bunter und jünger geworden, freut er sich: «Es hat sich sehr viel getan, alles ist sehr kosmopolitisch geworden, und die Generation, die jetzt kommt, hat besonders viel Lust auf gute Küche.»
Nebenbei gibt der gefragte Talkshow-Gast und Bestsellerautor wieder Verhaltenstipps für einen unfallfreien Restaurant-Besuch. Seine Hinweise sollten als Schwellen-Absenker verstanden werden, nicht als Bevormundung, betont er lachend: «Sonst sagen die Leute hinterher noch: "Der Typ soll uns in Ruhe lassen und zurückgehen zu seinem Macron!"»
Kavalier-Verhalten ist noch erwünscht
Moissonnier lebt seit über 40 Jahren in Deutschland, hat aber weiter ausschließlich die französische Staatsbürgerschaft. Er findet es nach wie vor gut, wenn der Mann der Frau die Tür aufhält, vor ihr hergeht und ihr den besseren Platz überlässt. Auf die Frage, ob solche Regeln noch in eine Zeit passen, in der Geschlechteridentitäten aufweichen, antwortet er: «Ich will gar nicht bestreiten, dass das so ist, aber ich gehe jede Wette ein, dass in dieser konkreten Situation jede Dame die ihr entgegengebrachte Aufmerksamkeit zu schätzen weiß.»
Bei der Kleidung sollte man kurz nachdenken, ob das Outfit ins Gesamtbild passt. Moissonnier selbst macht stets einen tadellosen Eindruck mit seiner kleinen Fliege als Markenzeichen. Er betont: «Es gibt Menschen, die sind gerne locker angezogen, und das soll auch so bleiben. Schwierig wird es erst, wenn man etwas macht, das die Umgebung stört.» Für Jogginghose und Muskel-Shirt trifft das eher nicht zu.
Handys stören den Restaurantbesuch
Früher gab es ein Handyverbot bei «Le Moissonnier», das Vincent und seine Frau Liliane aber wieder abgeschafft haben. «Hoffnungslos», sagt er dazu. Das Telefon sollte stumm geschaltet und nicht auf den Tisch gelegt werden, denn der wird für Teller, Gläser und Schüsseln gebraucht.
«Manchmal geben wir den kleinen Hinweis, dass wir für Wasserschäden durch umgekippte Gläser und Flaschen nicht haften. Gäste mit Humor verstehen das sofort», erklärt Moissonnier. Was ihn überrascht: «Es kommen junge Paare hierher, die sitzen sich gegenüber und starren auf ihre Handys. Haben die sich nichts mehr zu sagen?»
Stoff-Servietten nach dem Essen auf den Teller zu legen, ist für ihn eine Todsünde. «Das ist furchtbar, es gehört sich nicht», schimpft der Gastronom emotional. «Eine Serviette ist kein Papiermüll, sondern Bestandteil der Tischkultur, und die wirft man nicht auf einen Teller fertig gegessener Spaghetti Bolognese. Die legt man gefaltet neben den Teller. Auch eine Papierserviette hat auf dem Teller nichts zu suchen.»
Kinder brauchen Aufmerksamkeit
«Kinder sind nie ein Problem, das Problem sind die Eltern», sagt Moissonnier über Gäste, die den Nachwuchs von Tisch zu Tisch gehen lassen. Sein Erfahrungswert aus 40 Jahren: «Kinder müssen schnell etwas zu essen bekommen, dann sind sie zufrieden und in der Regel auch ruhig, aber bald danach müssen sie beschäftigt werden.»
Wenn Eltern das nicht schaffen, gehen die Kellner manchmal mit den Kindern in die Küche zur Ablenkung. Einmal beschwerte sich ein Paar zu Recht, das sich extra einen Babysitter organisiert hatte: «Die beiden haben sich dann zu Recht beschwert, als am Nachbartisch ein Schreikind nicht ruhig gehalten werden konnte.»
Trinkgeld kommt aus dem Herzen
Bei einer Rechnung von 100 Euro drei Euro Trinkgeld zu geben, ist für Moissonnier schlimmer als gar kein Trinkgeld. Ihm ist bewusst: «Es gibt Menschen, die können kein Trinkgeld geben. Die sparen für den Restaurant-Besuch, kratzen das Geld zusammen. Da sage ich: "Gönne es ihnen und sei froh, dass sie überhaupt bei dir gewesen sind."»
Ein übertrieben hohes Trinkgeld kann dazu führen, dass man den Gast nicht mehr ernst nimmt. Die goldene Regel sind fünf bis zehn Prozent - wie viel genau, entscheidet man aus dem Bauch heraus. In Moissonniers Worten: «Lass dein Herz sprechen.»
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.