TikTok und Instagram haben sich zu den wichtigsten politischen Informationsquellen für junge Deutsche entwickelt. Das zeigt eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung, für die Forscher 31.000 Kurzvideos politischer Akteure und Influencer analysierten. Social Media überholt damit Familie, Schule, Freunde, Zeitungen und Fernsehen als primäre politische Informationsquelle.
Die Hälfte der jungen Nutzer konsumiert politische Inhalte über den algorithmusgesteuerten Feed. 38 Prozent folgen Parteien oder Politikern direkt, während 60 Prozent politischen Influencern folgen. Instagram nutzen 81 Prozent der Befragten täglich, TikTok 61 Prozent.
Angriffe bringen mehr Reichweite
Fast 70 Prozent der politischen Beiträge bestehen aus reiner Selbstdarstellung, 35 Prozent enthalten Attacken auf politische Gegner. Aggressive Videoclips werden im Schnitt 40 Prozent häufiger angesehen als Selbstdarstellung. Instagram setzt stärker auf Eigenlob, TikTok bevorzugt Angriffe.
Bei den Attacken führt die AfD mit 73 Prozent, gefolgt vom BSW (60 Prozent) und der Linken (48 Prozent). SPD und Volt setzen dagegen fast ausschließlich auf Selbstdarstellung - und verlieren damit deutlich an Reichweite. Die jungen Nutzer sehen die verbalen Angriffe durchaus kritisch, doch die entstehenden Diskussionen sorgen für algorithmische Bevorzugung.
Migration dominiert die Themen
Migration war im Untersuchungszeitraum von Juni bis Dezember 2024 das reichweitenstärkste Thema. Ein Drittel aller TikTok-Videos und Instagram Reels beschäftigte sich mit Regierungshandeln oder der anstehenden Bundestagswahl. Sozialpolitik, Umwelt und Bildung erzielen dagegen geringe Reichweiten.
Politik-Influencer nehmen fast die Hälfte ihrer Videos im Selfie-Modus auf - bei den Nutzern kommt das gut an. Nur 13 Prozent der Politiker setzen auf diese persönliche Form, die meisten lassen sich filmen.
Wunsch nach Authentizität
Junge Menschen wünschen sich technisch einwandfreie Videos mit professioneller Kameraführung und gutem Ton. Besonders wichtig sind ihnen einfache, klare Sprache und «ehrliche Botschaften» - gemeint ist Authentizität. Obwohl sich die Hälfte mehr Zahlen und Statistiken wünscht, erzielen Videos mit Infografiken geringere Reichweiten.
Politische Tanzvideos erweisen sich als Reichweiten-Killer, machen aber auch nur zwei Prozent des Angebots aus. Bei Videos mit Jugendbezug liegt die AfD auf dem letzten Platz.
Die Studie basiert auf der KI-gestützten Analyse von 1.976 politischen Accounts durch ein Forschungsteam der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zusätzlich befragte das Meinungsforschungsinstitut Pollytix 1.748 junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.