Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen,
weltweit bekannt als der „Rote Baron“, war der erfolgreichste Jagdflieger des Ersten Weltkriegs. Vor 110 Jahren begangen seine Flugeinsätze an der Westfront, die ihn weltberühmt machten. Sein Bild prägt noch heute das Symbol für Tapferkeit, Technikbegeisterung und ritterliches Verhalten im Luftkampf, weswegen er schon zu Lebzeiten von Freund und Feind geschätzt wurde. In der Popkultur lebt sein Mythos fort – unzählige Bücher, Filme, Videospiele und Souvenirs erzählen seine Geschichte. In seiner Heimatstadt Schweidnitz (Świdnica) wird seiner bis heute gedacht.
Schweidnitz – Heimat des „Roten Barons“

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Ein Spaziergang durch den Sikorski-Park in Schweidnitz führt zu einem besonderen Denkmal: einem maßstabsgetreuen Nachbau der legendären Fokker Dr. I, jenes rote Dreidecker-Flugzeug, mit dem Richthofen im letzten Kriegsjahr flog. Eine begleitende Ausstellung informiert anschaulich über sein Leben und Wirken. Der rote Anstrich seines Flugzeugs, zusammen mit der englischen Übersetzung seines Adelstitels „Freiherr = Baron“, brachte ihm den heute weltberühmten Spitznamen „Roter Baron“ ein.
„In diesem Haus wohnte der beste Flieger
des Ersten Weltkrieges, der „Rote Baron“
geboren am 2. Mai 1892
gefallen während des Kampfeinsatzes
am 21. April 1918
Manfred von Richthofen“
– Der Text einer polnischen Gedenktafel
Kindheit und Ausbildung
Manfred von Richthofen wurde 1892 in Kleinburg bei Breslau geboren. Kurz darauf zog seine Familie nach Schweidnitz, nahe dem Schloss Fürstenstein, wo er aufwuchs und zur Schule ging. Früh zeigte er Interesse an Reitsport und Jagd, war ehrgeizig, abenteuerlustig und stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Von 1903 bis 1908 besuchte er die Kadettenanstalt Wahlstatt, danach zog es ihn zur Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde bei Berlin. 1911 trat er als Fähnrich in ein preußisches Ulanen-Regiment ein, 1912 wurde er zum Leutnant befördert.
Im Ersten Weltkrieg

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Zu Kriegsbeginn diente Richthofen zunächst an der Ost- und später an der Westfront. Anfang 1915 wurde er Ordonanzoffizier, wechselte jedoch bald zur damals neu formierten Fliegertruppe. Nach Abschluss seiner Ausbildung als Beobachter in Köln und Dresden flog er Aufklärungsmissionen an der Ostfront. Im August 1915 wurde er zur Westfront versetzt und begann mit Jagdeinsätzen. Ein entscheidender Moment war seine Begegnung mit Oswald Boelcke, dem Begründer modernster Luftkampftaktiken. Boelcke nahm Richthofen in seine Staffel auf und wurde sein Mentor.
Aufstieg zur Legende

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Ab März 1916 war Richthofen als Pilot aktiv, und im September 1916 erzielte er seinen ersten Luftsieg. Nach dem Tod Boelckes im Oktober stieg er zur führenden Jagdfliegerfigur Deutschlands auf. Im Januar 1917, nach seinem 16. Luftsieg, wurde ihm der Pour le Mérite verliehen – die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung. Zeitgleich übernahm er das Kommando über die Jasta 11 und formte die Einheit zu einer Elitegruppe. Innerhalb von drei Monaten errang seine Staffel unter seiner Führung 125 Luftsiege bei nur zwei Verlusten.
„Im Januar 1917, nach seinem 16. Luftsieg, erhielt Richthofen den Orden Pour le Mérite (franz. “für Verdienste”), die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung. Außerdem übernahm er das Kommando über die Jagdstaffel 11.“
„Bloody April“ und Ruhmeshöhepunkt

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Der April 1917, auch bekannt als „Bloody April“ in britischen Quellen, war der Höhepunkt seiner Karriere: Jasta 11 erzielte damals 89 Abschüsse, davon 22 durch Richthofen selbst. Nach seinem 50. Sieg wurde er zum Rittmeister befördert und von Kaiser Wilhelm II. empfangen. Im Sommer desselben Jahres wurde aus mehreren Staffeln das Jagdgeschwader 1, unter seinem Kommando auch als „Fliegender Zirkus“ bekannt – nicht zuletzt wegen der auffälligen Farben der Maschinen und ihrer ständigen Frontverlegung.
Verwundung, letzter Einsatz und Tod
Im Juli 1917 erlitt Richthofen eine schwere Kopfverletzung, von der er sich nie vollständig erholte – trotzdem kehrte er an die Front zurück. Im Dezember war er als Beobachter bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk anwesend. Ein weiteres wichtiges Ereignis, das den Krieg massiv beeinflussen sollte.

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Am 21. April 1918 startete er zu seinem letzten Einsatz und errang seinen 79. und 80. Luftsieg. Kurz danach wurde er tödlich getroffen, vermutlich durch australische Bodentruppen. Er war zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt. Am 22. April wurde er von britischen Soldaten mit vollen militärischen Ehren beigesetzt, was eine ungewöhnliche und besondere Würdigung eines gegnerischen Soldaten war.
Das Vermächtnis
Das Idealbild der Ritter der Lüfte, welches vor allem durch Richthofen geprägt ist, steht im starken Kontrast zur Realität der Grabenkämpfe am Boden und der Schrecken des Ersten Weltkrieges. Umsowichtiger ist deswegen sein Andenken, das für internationalen Respekt und die Würdigung des Gegenüber steht, gerade in den schlimmsten Zeiten.
Nach seinem Tod lebt Richthofens Vermächtnis weiter: Die heutige Bundeswehr ehrt ihn mit dem Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ (Eurofighter Typhoon), das seit 1961 seinen Namen trägt. Darüber hinaus gibt es ein deutsch‑israelisches Kooperationsprogramm für Drohnenschulungen in Israel, das den Spitznamen „Roter Baron“ trägt. Auch in Schweidnitz erinnert nicht nur der Flugzeugnachbau an ihn: Ein Hotel und ein Bier der Brauerei Jedlinka tragen seinen Namen („Red Baron“, „Czerwony Baron“).

„In diesem Haus wohnte der beste Flieger
des Ersten Weltkrieges, der „Rote Baron“
geboren am 2. Mai 1892
gefallen während des Kampfeinsatzes
am 21. April 1918
Manfred von Richthofen“
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Nach dem Ersten Weltkrieg richtete seine Familie ein Museum in seinem ehemaligen Wohnhaus ein, das allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Trotzdem bleibt das Andenken an den weltweit berühmten und wahrscheinlich bekanntesten Schlesier, auch in seiner Heimat, lebendig.