Erfolgreiche europäische Unternehmen wie der Mainzer Impfstoffentwickler Biontech oder der schwedische Bezahldienst Klarna wählen für ihre Börsengänge häufig die USA statt Europa. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will das mit einer gemeinsamen europäischen Börse ändern und erhält dafür breite Unterstützung.
Merz hatte im Bundestag konkret gefordert: «Wir brauchen eine Art European Stock Exchange, damit erfolgreiche Unternehmen wie zum Beispiel Biontech aus Deutschland nicht an die New Yorker Börse gehen müssen.» Der Mainzer Konzern war 2019 an die amerikanische Technologiebörse Nasdaq gegangen.
Aktionärsschützer sehen Königsweg
Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer des Anlegerschutzvereins DSW, zeigt sich begeistert: «Der Vorschlag von Herrn Merz ist der Königsweg für Europa.» Eine zentrale europäische Börse würde Liquidität bündeln, wofür sich Frankfurt anbiete.
Allerdings warnt Tüngler auch vor praktischen Hürden: «Dem stehen aber nationale Interessen entgegen, da alle Länder ihre eigene Börse haben wollen.» Die politische Umsetzung dürfte komplex werden.
Breite politische Unterstützung
SPD-Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil zeigt «volle Unterstützung» für den Vorstoß. Das sei ein sinnvoller Schritt beim Zusammenwachsen der europäischen Kapitalmärkte, erklärte er am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds in Washington.
Auch die Deutsche Börse begrüßt Merz' Initiative und verweist auf strukturelle Probleme: «Mit über 500 Handelsplätzen hat die EU nicht nur den fragmentiertesten Markt geschaffen, sondern auch den intransparentesten, mit nur rund 30 Prozent des Aktienhandels an transparenten Börsen», erklärte der Dax-Konzern.
Billionenschwere ungenutzte Potenziale
Nach Angaben der Europäischen Zentralbank liegen geschätzt 11,5 Billionen Euro auf europäischen Sparkonten. «Dieses Geld verliert an Wert, da die Rendite abzüglich Inflation negativ ist», sagt Tüngler vom DSW.
Würden nur Teile davon in die Kapitalmärkte fließen, ergäben sich gewaltige Summen für Investitionen. Die EU ringt seit Jahren um eine Vertiefung der Finanzmärkte, doch die Umsetzung stockt weiterhin.
«Nur: Das Lenken von Ersparnissen an die Kapitalmärkte funktioniert schon in Deutschland nicht», kritisiert Tüngler. Seine Einschätzung zur Merz-Initiative: «Nun müssen Taten folgen.»
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.