Der deutsche Radprofi Georg Steinhauser hat eine monatelange Leidenszeit überwunden. Der 24-jährige Giro-Etappensieger litt unter Borreliose, die nach einem Zeckenbiss lange unentdeckt blieb und ihn an den Rand einer Depression brachte. Nach erfolgreicher Diagnose und Behandlung trainiert er wieder und hofft auf eine Teilnahme bei der Tour de France im kommenden Sommer.
Die Krankheit traf Steinhauser hart. «Drei Tage war ich daheim in meiner Wohnung, habe mit niemandem gesprochen. Ich habe gefühlt kein Fenster geöffnet. Da habe ich gemerkt, dass es so nicht weitergehen kann», berichtete der Radprofi der Deutschen Presse-Agentur. Seine Stimmung sank dramatisch: «Ich hatte mentale Probleme, war richtig down. Eigentlich in Richtung einer Depression.»
Der Allgäuer, der 2024 eine Etappe des Giro d'Italia gewann, verlor jede Freude am Sport. «Ich hatte keine Lust mehr aufs Radfahren, das hat mir alles keinen Spaß gemacht, weil es so viele Rückschläge gab», sagte Steinhauser. Trainingseinheiten wurden zur Qual: «Zwei Stunden Training haben sich angefühlt wie vier.» Die Energie fehlte komplett. «Beim Trainieren hat mir einfach die Power gefehlt, ich hatte keine Energie. Einmal habe ich ein Training abgebrochen und bin mit dem Zug heimgefahren. Die ganze Situation war schon sehr hart für den Kopf», so der 24-Jährige.
Rätselhafter Gewichtsverlust
Steinhauser verlor dramatisch an Gewicht. Von normalerweise 70 bis 71 Kilogramm fiel er auf 67 Kilogramm. «Als es am schlimmsten war, hatte ich 67 Kilo. Gefühlt konnte ich gar nichts dagegen machen», erklärte er der dpa.
Die Ursachensuche gestaltete sich schwierig. «Niemand wusste so richtig, woran es liegt. Ich habe alles durchchecken lassen: Blutprobe, Stuhlprobe. Aber da hat man einfach noch nichts gesehen», berichtete Steinhauser. Erst als sein Hausarzt gezielt auf Borreliose testete, kam die Diagnose. «So haben wir es dann herausgefunden. Das war für mich natürlich hilfreich, dass wir wenigstens einen Grund hatten.»
Diagnose-Problematik bei Borreliose
Die Schwierigkeiten bei Steinhausers Diagnose sind kein Einzelfall. «Das Problem ist, dass es nicht diagnostiziert wird», erklärte Herbert Rixecker, Arzt und Erster Vorsitzender der Deutschen Borreliose-Gesellschaft, auf dpa-Anfrage. Standardtests reichen oft nicht aus: «Das Problem ist, dass normale Labortests, die Sie so beim Hausarzt machen, zum Teil nicht aussagekräftig genug sind.»
Besonders tückisch sind die psychischen Symptome der Krankheit. «Bei der chronischen Borreliose ist es sehr häufig, dass die Leute depressive Verstimmungen haben. Dann können sie auch noch intellektuellen Verlust, Wortfindungsstörungen oder Angststörungen haben», so Rixecker.
Borreliose wird durch Bakterien übertragen, die bei einem Zeckenbiss in den Körper gelangen. Laut Robert Koch-Institut entwickeln 0,3 bis 1,4 Prozent der Menschen mit Zeckenbiss eine klinisch manifeste Erkrankung. Die Krankheit ist in ganz Deutschland übertragbar. Einen Impfstoff gibt es nicht.
Auch andere Sportler litten unter der Krankheit. Der ehemalige Fußball-Profi Alexander Meier von Eintracht Frankfurt erkrankte daran. Zoltan Sebescen musste seine Karriere mit 29 Jahren beenden, nachdem Borreliose seine Knieprobleme verschärft hatte.
Steinhauser, der am Bodensee auf österreichischer Seite lebt, absolvierte im November ein Trainingslager in Spanien. Sein aktueller Zustand gibt Anlass zur Hoffnung: «Im Moment fühle ich mich gut, auch vom Kopf her», sagte er der dpa.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.








