Hunderttausende Israelis gingen am Sonntag landesweit auf die Straße, um die Freilassung der Hamas-Geiseln und ein Ende des Gaza-Kriegs zu fordern. Allein in Tel Aviv versammelten sich nach Angaben der Organisatoren 200.000 Menschen zu einer Großdemonstration.
Das Forum der Geiselangehörigen hatte zu einem landesweiten Streik aufgerufen, um das Land «lahmzulegen». Die Demonstranten schwenkten israelische Flaggen und gelbe Fahnen als Symbol der Solidarität mit den Geiseln. «Bringt die 50 Geiseln zurück, beendet den Krieg», lautete die zentrale Forderung der Protestierenden.
Landesweite Mobilisierung
Bereits in den Morgenstunden blockierten Demonstranten zahlreiche Straßen, darunter die Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Zahlreiche Unternehmen und Kommunen schlossen sich dem Streik an, auch die beiden großen Theater in Tel Aviv stoppten ihre Aufführungen.
Der Gewerkschafts-Dachverband Histadrut beteiligte sich zwar nicht offiziell, äußerte aber Verständnis für die Proteste. Mehr als 30 Menschen wurden festgenommen, in Jerusalem setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich landesweit fast eine halbe Million Menschen an den Aktionen.
Einav Zangauker, deren Sohn Matan eine der 20 lebenden Geiseln ist, kritisierte die Regierung scharf: «Die israelische Regierung unternahm nie einen ernsthaften Versuch, die Geiseln durch ein umfassendes Abkommen freizubekommen. Sie machte aus dem am meisten gerechtfertigten Krieg einen falschen.»
Geplante Kriegsausweitung
Die Proteste richten sich auch gegen die geplante Ausweitung des Gaza-Kriegs. Die Regierung will in den kommenden Wochen die Stadt Gaza und weitere Teile des Küstenstreifens einnehmen. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung könnten dafür bis zu 100.000 Reservisten mobilisiert und die Kämpfe bis 2026 andauern.
Generalstabschef Ejal Zamir kündigte bei einem Truppenbesuch an, die Schläge gegen die Hamas zu verstärken «bis zu ihrer entscheidenden Niederlage». Die Militärbehörde Cogat bereitet bereits die Umsiedlung von Zivilisten vor. Laut Süddeutscher Zeitung demonstrierten auch 200 aktuelle und ehemalige Kampfpiloten am Militärhauptquartier.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verteidigte die Kriegspläne: «Diejenigen, die heute ein Ende des Krieges fordern, ohne die Hamas zu besiegen, verhärten nicht nur die Haltung der Hamas und verzögern die Freilassung unserer Geiseln, sondern stellen auch sicher, dass sich die Schrecken des 7. Oktober immer wiederholen werden und unsere Söhne und Töchter immer wieder in einem endlosen Krieg kämpfen müssen.»
Stockende Verhandlungen
Von den ursprünglich mehr als 250 verschleppten Geiseln sind nach israelischen Angaben nur noch 20 am Leben. Unter ihnen befindet sich nach ntv-Angaben der deutsche Staatsbürger Alon Ohel, der schwer verletzt sein und sein Augenlicht verlieren soll.
Indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über ein Ende des Krieges blieben bisher ergebnislos. Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Proteste eine «schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt». Staatspräsident Izchak Herzog besuchte die Demonstration und forderte internationalen Druck auf die Hamas.
Der Gaza-Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit dem Hamas-Überfall auf Israel, bei dem rund 1.200 Menschen getötet wurden. Seitdem starben nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde fast 62.000 Palästinenser.
Verwendete Quellen: "DPA", "Tagesschau", "ntv", "FAZ", "Süddeutsche Zeitung", "Zeit"
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