Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert eine Lockerung der Krankschreibungsregeln, um das Gesundheitswesen zu entlasten. Eine neue gesetzliche Regelung könnte nach seinen Worten zahlreiche unnötige Arztbesuche einsparen.
«Die gesetzliche Möglichkeit für Arbeitgeber, bereits in den ersten drei Tagen die Vorlage einer Krankschreibung zu verlangen, produziert Abertausende Arztbesuche, die aus unserer Sicht nicht zwingend notwendig wären», sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er fordert, diese Ausnahme aus dem Gesetz zu streichen.
Längere Karenzzeit geplant
Gassen stellte auch eine generelle Verlängerung der bisherigen Frist von drei auf vier oder fünf Tage zur Debatte. «Es geht uns um eine vom mündigen Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitnehmerin selbst verantwortete Karenzzeit», argumentierte er. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hätte dann «wieder mehr den Stellenwert eines wirklichen ärztlichen Attestes und nicht eines Formvordrucks».
Derzeit ist gesetzlich geregelt, dass ein Arztbesuch erst nach drei Kalendertagen Krankheit erforderlich ist. Das Entgeltfortzahlungsgesetz erlaubt Arbeitgebern jedoch, früher eine Bescheinigung zu verlangen.
Millionenschwere Einsparungen möglich
Die Zahlen unterstreichen das Sparpotenzial: Pro Jahr werden etwa 116 Millionen Krankschreibungen ausgestellt. Etwa 35 Prozent davon haben eine Gesamtdauer von maximal drei Tagen. Entfielen diese, würde das Gesundheitswesen um 1,4 Millionen Arbeitsstunden beziehungsweise Kosten von 100 Millionen Euro entlastet.
Auch bei der Kinderbetreuung sieht Gassen Verbesserungsbedarf. Derzeit ist eine Krankschreibung vom Kinderarzt bereits ab dem ersten Krankheitstag erforderlich. «Durch den Verzicht auf diese Bescheinigung bei kurzer Krankheitsdauer könnten, insbesondere in Zeiten mit hohem Infektionsgeschehen, sowohl die kinderärztlichen Praxen als auch die Eltern der erkrankten Kinder deutlich entlastet werden.»
Breitere Debatte über Krankmeldungen
Der Vorstoß fügt sich in eine größere Diskussion über den Umgang mit Krankmeldungen ein. In den vergangenen Monaten wurde auch darüber debattiert, wie man Krankmeldungen unattraktiver machen könnte. Forscher des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft haben sich für sogenannte Karenztage ausgesprochen - Arbeitnehmer würden dann für die ersten Krankheitstage keinen Lohn erhalten.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.