Ein erbitterter Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha eskaliert dramatisch. In der Grenzregion gab es beiden Ländern zufolge am Morgen (Ortszeit) heftige Schusswechsel zwischen den Armeen.
Die thailändische Armee betonte, kambodschanische Soldaten hätten das Feuer auf eine Militärbasis in der nordöstlichen Provinz Surin eröffnet. Kambodscha warf dem Nachbarland hingegen vor, zuerst geschossen zu haben.
Medien sprechen von militärischer Aggression
Die kambodschanische Zeitung «Phnom Penh Post» sprach von einem «eklatanten Akt militärischer Aggression, der den Frieden und die Stabilität in Südostasien bedroht». Es handele sich um einen «unprovozierten Angriff auf kambodschanische Truppen».
Die Zeitung «Bangkok Post» berichtete hingegen, kambodschanische Soldaten seien verantwortlich und hätten auch mit Raketenwerfern auf Thailand gezielt. Thailand soll als Reaktion auf die morgendlichen Gefechte Kampfjets gegen kambodschanische Militärziele entlang der Grenze eingesetzt haben.
Kampfjets treffen Militärhauptquartiere
Dabei sollen nach Angaben des örtlichen Militärkommandos zwei kambodschanische regionale Militärhauptquartiere getroffen worden sein. Eine Bestätigung aus Kambodscha gab es zunächst nicht.
Thailands Armee sagte, es seien «gewalttätige und unmenschliche Taten der kambodschanischen Seite», die Raketen des Typs BM-21 auf ein Gemeindegebiet abgefeuert hätten. Dabei habe es drei Verletzte gegeben.
Bevölkerung flüchtet in Bunker
Berichten zufolge sollen sich Menschen in der Region teilweise in Bunkern in Sicherheit gebracht haben, nachdem lautes Artilleriefeuer zu hören gewesen sei. Auf im Internet verbreiteten Videos waren Explosionen zu sehen und laute Schussgeräusche zu hören.
Laut der Zeitung «Khaosod» soll es zu Vorfällen an sechs verschiedenen Orten gekommen sein. Einer ereignete sich demnach nahe der Ruinen des bekannten Khmer-Tempels Prasat Ta Muen Thom, weitere an anderen Schlüsselpunkten des Konflikts.
Ministerpräsident rechtfertigt Militäreinsatz
Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet schrieb auf Facebook: «Kambodscha hat sich stets für eine friedliche Lösung von Problemen eingesetzt, doch in diesem Fall haben wir keine andere Wahl, als mit bewaffneten Streitkräften auf bewaffnete Aggressionen zu reagieren.»
Erst kurz zuvor hatten beide Länder erklärt, ihre diplomatischen Beziehungen herabzustufen. Thailand rief seinen Botschafter aus Phnom Penh zurück und wies gleichzeitig den kambodschanischen Botschafter aus.
Botschaft empfiehlt Ausreise
Thailands Botschaft in Kambodscha empfahl thailändischen Staatsangehörigen, die sich dauerhaft oder vorübergehend in Kambodscha aufhalten und deren Aufenthalt nicht zwingend erforderlich ist, das Land so schnell wie möglich zu verlassen - «soweit dies sicher möglich ist».
Seit der Kolonialzeit schwelt ein Streit über den genauen Verlauf der mehr als 800 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden südostasiatischen Ländern. Es geht dabei vor allem um den Tempel Prasat Preah Vihear aus dem 10. bis 12. Jahrhundert, der von beiden Ländern beansprucht wird.
Landminen verletzen thailändische Soldaten
Zuletzt war der Disput eskaliert, nachdem es bereits Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Dabei war ein kambodschanischer Soldat getötet worden.
Erst am Mittwoch waren mehrere thailändische Soldaten durch die Explosion von Landminen in der umstrittenen Region verletzt worden. Einer verlor der Armee zufolge ein Bein. Thailand wirft dem Nachbarland vor, die Minen erst kürzlich verlegt zu haben. Ende Juni hatte Thailand bereits die Grenzübergänge in sechs Provinzen geschlossen.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.