Bahnchef Lutz gefeuert - doch wer will diesen Job?

upday.com 4 tygodni temu
Verkehrsminister Patrick Schnieder und der entlassene Bahn-Chef Richard Lutz bei einer Pressekonferenz nach einem Zugunglück (Symbolbild) (Photo by Karl-Josef Hildenbrand / AFP) (Photo by KARL-JOSEF HILDENBRAND/AFP via Getty Images) Getty Images

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat Bahnchef Richard Lutz entlassen und damit auf die anhaltenden Probleme der Deutschen Bahn reagiert. Lutz war seit März 2017 an der Spitze des Konzerns und hatte zuvor sieben Jahre als Finanzvorstand gearbeitet.

Schnieder begründete die Entscheidung mit der «dramatischen Situation» bei der Deutschen Bahn. Der Konzern müsse «schneller, schlanker, schlagkräftiger und auch wirtschaftlicher» werden, erklärte der Minister. «Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein.»

Strukturelle Probleme seit Jahrzehnten

Die Deutsche Bahn leidet unter grundlegenden strukturellen Problemen, die weit über personelle Fragen hinausgehen. Der Konzern ist in mehrere Unter-Aktiengesellschaften aufgeteilt, die oft gegeneinander arbeiten statt miteinander.

Diese Struktur stammt aus der Neugründung 1994, als die DDR-Reichsbahn und die BRD-Bundesbahn zur Deutschen Bahn verschmolzen wurden. Damals galt es, viele hohe Bahnbeamte unterzubringen und gleichzeitig marktwirtschaftlich orientierte Führungskräfte anzuheuern.

Getrennte Aktiengesellschaften für Fernverkehr, Nahverkehr und Frachtverkehr mieten ihre Streckennutzung von der DB InfraGO AG. Diese entstand vor zwei Jahren aus der Fusion der AG für Schienen und der AG für Bahnhöfe. «Bei der Bahn gibt es für alles eine Abteilung», scherzt ein Manager, «und manchmal auch fünf.»

Politische Einflussnahme erschwert Management

Die rechtliche Konstruktion der Deutschen Bahn bringt besondere Probleme mit sich. Obwohl als Aktiengesellschaft organisiert, gehört sie zu 100 Prozent dem Bund und war nie an der Börse.

Schnieder verkündete den Rauswurf in einer Pressekonferenz, obwohl er dafür rechtlich nicht zuständig ist. Entscheidungen über Vorstände sind Sache des Aufsichtsrats, dem der Minister nicht angehört. In einer normalen AG wäre eine solche Ankündigung einer neuen Strategie durch den Aktionärsvertreter unmöglich.

Alle wesentlichen Entscheidungen bei der Bahn sind letztlich politisch bestimmt. Führungskräfte müssen das ertragen und als eigenen Plan vertreten können. Als die vorletzte Bundesregierung wieder einmal beschloss, Probleme mit Extrageld zu lösen, stöhnte der Finanzvorstand: «Was soll ich denn mit einer Milliarde anfangen? Aber natürlich muss ich das jetzt dankbar nehmen.»

Schwierige Nachfolgesuche

Der Markt für Manager, die einen Konzern mit knapp 350 Tochter- und Enkelgesellschaften, einer Viertelmillion Mitarbeiter und 26 Milliarden Euro Umsatz führen können, ist klein. Lutz verdiente zuletzt 2,1 Millionen Euro jährlich - viel Geld, aber weit entfernt von Vergütungen anderer Spitzenpositionen.

Laut T-Online setzt sich das Gehalt aus 1,4 Millionen Euro Grundgehalt plus 700.000 Euro Bonus zusammen, was für einen Konzern dieser Größe als moderat gilt. Dies erschwert die Rekrutierung qualifizierter Kandidaten zusätzlich.

Die künftige Führungskraft muss gut managen können, politisch sensibel und erfahren sein. Gleichzeitig droht nach Einschätzung der Bild-Zeitung die Gefahr, zum «Frühstücksdirektor» zu werden, der hauptsächlich ministerielle Vorgaben umsetzt.

Kundenservice bleibt auf der Strecke

Die komplexe Struktur lenkt die Verwaltung auf interne Abläufe und dauernde Problemlösung. Das Interesse an Kunden bleibt dabei auf der Strecke. Gewerbekunden berichten, dass sie monatelang keine Angebote von der DB Cargo AG erhalten.

Das Personal hat sich in zwei Gruppen aufgeteilt: jene, die sich bei Kundenklagen über den eigenen Arbeitgeber beschweren, und jene, die selbst Bahnwitze erzählen. Ein systematischer Austausch zwischen Servicepersonal und Unternehmensführung existiert nicht.

Klassisch ist die Aussage eines Zugbegleiters zum maulenden, gequetscht stehenden Kunden: «Wir transportieren Sie doch!» Als die Präsentation eines Bahnmanagers bei einer Fachtagung abstürzt, bemerkt der trocken: «Störung im Betriebsablauf.»

Lutz bleibt vorerst im Amt, bis ein Nachfolger gefunden ist. Sein Vertrag war ursprünglich bis 2027 befristet, wird aber einvernehmlich vorzeitig beendet.

Verwendete Quellen: "DPA", "Tagesschau", "T-Online", "Bild", "Süddeutsche Zeitung" Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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