Fünf ehemalige Manager der Deutschen Bank haben in London Klage gegen ihr früheres Arbeitgeber eingereicht. Die Klage wurde am 30. September vor britischen Gerichten eingereicht und richtet sich gegen die Bank sowie britische Tochtereinheiten.
Prominentester Kläger ist Michele Faissola, einst Chef der Vermögensverwaltungssparte des Geldhauses. Die Kläger geben der Bank eine Mitschuld daran, dass sie in einem Strafverfahren in Italien 2019 zunächst zu Haftstrafen verurteilt wurden, bevor ein Berufungsgericht sie drei Jahre später freisprach.
Milliardenschwere Schadenersatzforderungen
Wie viel Geld die Londoner Kläger fordern, ist nicht bekannt. Es ist aber naheliegend, dass sie mindestens vergleichbare Summen wie ein weiterer Ex-Mitarbeiter fordern: Dario Schiraldi hatte bereits im vergangenen Jahr eine ähnliche Klage in Frankfurt eingereicht und fordert 152 Millionen Euro Schadenersatz.
Faissola galt bei der Deutschen Bank als einer der Top-Verdiener. Für das Institut würde es damit insgesamt um einen höheren dreistelligen Millionenbetrag gehen, wenn nicht sogar um eine Milliardensumme.
Ein Sprecher der Bank betonte, dem Institut sei bekannt, dass fünf Personen angedroht hätten, Ansprüche vor englischen Gerichten geltend zu machen. «Die Bank hält alle diese Klagen für unbegründet und wird sich entschlossen dagegen verteidigen», so der Sprecher.
Umstrittener Santorini-Deal im Fokus
Hintergrund für die Klagen ist ein komplexes Wertpapierleihe-Geschäft zwischen der Deutschen Bank und der italienischen Bank Monte dei Paschi aus dem Jahr 2008. Das Frankfurter Institut hatte diesen intern Santorini-Deal genannten Vorgang einige Jahre später in ihrer Bilanz umklassifiziert.
Die Bank arbeitete unter Leitung des heutigen Vorstandschefs Christian Sewing den Vorgang intern auf. Im Ergebnis warf der Bericht den am Santorini-Deal beteiligten Bankern Fehler vor. In Italien trugen dieser Bericht und die nachträglichen Bilanzänderungen maßgeblich dazu bei, dass Staatsanwälte hinter den Santorini-Geschäften den illegalen Versuch witterten, Verluste bei Monte dei Paschi zu verschleiern.
Scharfe Richter-Kritik an Sewing-Untersuchung
Das Mailänder Berufungsgericht sprach alle Angeklagten drei Jahre später vollständig frei und kritisierte die Sewing-Untersuchung scharf. Die Richter bezeichneten sie als «intransparent» und «fehlerhaft». Aus Sicht der Richter hatte die Deutsche Bank das Monte dei Paschi-Geschäft nicht umgebucht, weil die Santorini-Banker ihren Arbeitgeber falsch informiert hatten.
Die Bank habe die Geschäfte vielmehr umgebucht, weil das für das Institut damals aus bilanzieller Sicht vorteilhaft gewesen sei. Dass der Untersuchungsbericht die Verantwortung auf die eigenen Mitarbeiter schob, lag aus Sicht der Richter daran, dass die Bank Ärger mit der Finanzaufsicht vermeiden wollte.
Nach Angaben des Spiegels nutzten die umstrittenen Repo-Geschäfte komplexe Bilanzierungstechniken, um milliardenschwere Transaktionen in den Bilanzen minimal erscheinen zu lassen. Laut Süddeutscher Zeitung wurde ein am Santorini-Deal beteiligtes Teammitglied später befördert, während andere Konsequenzen trugen.
Bank weist Vorwürfe zurück
Die Bank widerspricht den Richter-Vorwürfen. Sie unterstütze zwar die Freisprüche und die Feststellung, dass es kein kriminelles Fehlverhalten gegeben habe. «Einige der sekundären Schlussfolgerungen des Gerichts weisen wir dagegen ausdrücklich zurück», so ein Sprecher.
Die interne Untersuchung sei «gründlich, ordnungsgemäß und unabhängig durchgeführt» worden. Die beteiligten Führungskräfte seien allen ihren Verantwortlichkeiten in angemessener Weise nachgekommen.
Verwendete Quellen: "Handelsblatt", "Spiegel", "Süddeutsche Zeitung"
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.