Nürnberger Zoo will gesunde Paviane töten lassen

upday.com 10 godzin temu

Der Nürnberger Tiergarten will gesunde Paviane töten - und rechnet mit heftigem Widerstand. «Wie stumpf wäre die Gesellschaft, wenn sie nicht protestiert», sagt Direktor Dag Encke. Trotz Demonstrationen und Protesten in sozialen Medien hält der Zoo an seinem umstrittenen Vorhaben fest.

Die Gruppe der Guinea-Paviane ist auf 43 Tiere angewachsen und damit zu groß für das Gehege geworden. Nach Angaben des Tiergartens kommt es dadurch verstärkt zu Konflikten, bei denen sich die Tiere verletzen. Außerdem sei die soziale Struktur innerhalb der Gruppe ungünstig.

Tierschützer sprechen von Verstoß

Mehrere Tierrechts- und Tierschutzorganisationen sehen in den Plänen einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. «Der Tiergarten Nürnberg hätte schon vor Jahren dringend handeln müssen», kritisiert Laura Zodrow von Pro Wildlife. Die Tiere müssten nun die verfehlte Zucht- und Haltungspolitik mit ihrem Leben bezahlen.

Eine Erweiterung der Anlage kommt für den Tiergarten nicht infrage. «Das wäre grundsätzlich natürlich möglich, aber das müssten wir alle paar Jahre wiederholen und dann hätten wir irgendwann nur noch Paviane im Zoo», erklärt Encke. In den Jahren 2007 und 2008 sei bereits ein neues Pavianhaus gebaut worden, fünfmal größer als das vorherige.

Verhütung führte zu Problemen

Der Tiergarten hat nach eigenen Angaben bereits früher versucht, die Pavianzahlen zu begrenzen. Seit 2011 seien insgesamt 16 Tiere in andere Zoos umgezogen. Zudem habe man versucht, die Geburtenrate durch Verhütungsmittel zu senken. Diese führten jedoch zur dauerhaften Unfruchtbarkeit bei den Weibchen.

Nach 2018 wurden deshalb keine Verhütungsmittel mehr eingesetzt. Drei fruchtbare Weibchen hätten zwar für die Zucht gereicht, es sei aber zu Unruhe in der Gruppe gekommen. Bei den Pavianen besäßen die Weibchen mit Jungtieren eine Schlüsselfunktion im Sozialgefüge, erläutert Encke.

Auswilderung nicht möglich

Eine Auswilderung der überzähligen Tiere kommt nicht infrage. Guinea-Paviane leben in Afrika in einem Gebiet, das sich über den Senegal, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Mali erstreckt. Dort gebe es kaum noch geeignete Gebiete, wo sie sicher leben könnten.

Außerdem würden die Zootiere Keime in die Umgebung bringen, die für wilde Guinea-Paviane tödlich sein können. «Das ist nur erlaubt, wenn es um den Wiederaufbau einer verschwundenen Population geht», sagt Encke.

Umzug in andere Zoos scheiterte

Nach der Ankündigung des Tiergartens Anfang 2024 hatten mehrere Einrichtungen angeboten, die überzähligen Affen zu übernehmen. Der Tiergarten prüfte die Angebote, lehnte sie aber ab. Darunter war das Primatenschutzzentrum WAMS in Wales, das nach Angaben von Encke keine konkreten Zusagen machte.

Zuletzt scheiterten Gespräche mit einem indischen Zoo. «Es ist gescheitert daran, dass wir kritische Nachfragen zur Herkunft mancher Tiere nicht klären konnten», sagt Encke. Der Tiergarten könne nur mit Einrichtungen zusammenarbeiten, die sich an internationale Regeln hielten.

Artenschutz als Begründung umstritten

Die Guinea-Paviane sind Teil des europäischen Erhaltungszuchtprogramms. Dessen Ziel ist es, Reserve-Populationen von gefährdeten Arten in Zoos zu züchten, um diese in Zukunft auswildern zu können. Dabei sei es unvermeidbar, dass überzählige Tiere entstehen, die getötet werden müssen.

«Das Argument des Artenschutzes ist vorgeschoben», kritisiert dagegen Laura Zodrow von Pro Wildlife. Reservepopulationen machten nur dann Sinn, wenn Wiederauswilderungs-Programme existierten - davon sei bei den Guinea-Pavianen jedoch nicht die Rede.

Tierethikerin kritisiert Zoo-Konzept

Die Tierethikerin Judith Benz-Schwarzburg von der Veterinärmedizinischen Universität Wien findet die Logik absurd: Der Tiergarten wolle überzählige Paviane töten, damit er diese für den Artenschutz weiter züchten könne. «Zoos betreiben in der Regel keine Auswilderung, und die dort gezüchteten Tiere wären dafür ungeeignet.»

Zoos seien nach ihrer Ansicht nicht mehr zeitgemäß. Diese seien ein koloniales Erbe wie die Völkerschauen, bei denen bis in die 1950er Jahre Menschen aus anderen Kulturen gezeigt wurden. «Wir haben aus guten Gründen aufgehört, Menschen auszustellen. Aber mit welchem Recht machen wir das eigentlich weiterhin bei Tieren?»

Tötung von Zootieren ist gängige Praxis

In vielen Zoos werden gesunde Tiere getötet und verfüttert. Der Deutsche Tierschutzbund spricht von einer «gängigen Praxis». 2014 tötete der Kopenhagener Zoo eine Giraffe namens Marius und verfütterte sie an Löwen. 2023 schlachtete der Leipziger Zoo einen Zebrahengst.

Der Nürnberger Tiergarten verfüttert unter anderem Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche. Dass es nun einen Aufschrei bei den Pavianen gibt, liegt laut Encke daran, dass es sich um Affen - und damit um nahe Verwandte des Menschen - handelt.

Die Organisationen Peta und Pro Wildlife haben angekündigt, Strafanzeige zu stellen, sollte es zu Tötungen kommen. Der Tiergarten bereitet sich darauf vor, dass es zum Prozess kommen könnte. «Wir hoffen, dass es zu einer grundsätzlichen Klärung kommt», sagt Encke.

(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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