Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), fordert grundlegende Änderungen bei der Finanzierung des Gesundheitssystems. Im Interview mit der Rheinischen Post verlangt er die Wiedereinführung einer Praxisgebühr, deutlich höhere Steuern auf Tabak, Alkohol und Zucker sowie das Ende der Kostenübernahme für Homöopathie und bestimmte Gesundheits-Apps. Die Vorschläge zielen darauf ab, neue Einnahmequellen zu erschließen und gleichzeitig Ausgaben zu senken.
Gassen schlägt «eine Art Praxisgebühr 2.0, bei der die Kassen das Geld bei den Patienten einziehen», vor. Die Gebühr soll zehn Euro pro Quartal betragen. «Zehn Euro Praxisgebühr pro Quartal sind zumutbar, das ist der Preis eines Döners», sagte Gassen der Rheinischen Post. Im Gegensatz zur früheren Praxisgebühr, die von 2004 bis 2012 in Arztpraxen kassiert wurde, sollen diesmal die Krankenkassen direkt bei den Versicherten abrechnen. «Damals hat die Praxisgebühr den Kassen zwei Milliarden Euro im Jahr gebracht», so der KBV-Chef.
Milliarden durch höhere Tabaksteuer
Bei den Steuern setzt Gassen auf drastische Erhöhungen mit zweckgebundener Verwendung. «Zwei Euro Steuern mehr pro Zigaretten-Packung wären doch ein guter Anfang. Das würde rund sieben Milliarden Euro im Jahr bringen - und wenn es Jugendliche vom Rauchen abhält, umso besser», erklärte er der Rheinischen Post. Rauchen sei die Hauptursache für Lungenkrebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Zusätzlich fordert er im Interview: «Wir brauchen endlich eine Zuckersteuer wie in skandinavischen Ländern. Zugleich sollte die Tabak- und Alkoholsteuer erhöht werden und die Einnahmen zweckgebunden in das Gesundheitswesen gehen, sie dürfen nicht wie bisher im Bundeshaushalt versickern.»
Aus für Homöopathie und Gesundheits-Apps
Gassen verlangt das Ende der Kostenübernahme für Homöopathie durch die gesetzlichen Krankenkassen. «Es gibt keine Evidenz, dass Homöopathie wirkt», sagte er der Rheinischen Post. «Menschen sollen gerne Globuli und Mistel-Zweige einsetzen, wenn sie daran glauben – aber nicht zu Lasten der Beitragszahler.» Die Kassen zahlen nach seinen Angaben jährlich 50 Millionen Euro für Homöopathie.
Auch digitale Gesundheitsanwendungen, die unter dem früheren Gesundheitsminister Jens Spahn eingeführt wurden, stehen in der Kritik. Diese Apps etwa zur Rauchentwöhnung oder gegen Depressionen hätten «zwischen 2020 und 2024 rund 234 Millionen Euro gekostet, und die Ausgaben steigen», so Gassen. «Es gibt keine echte Bewertung des medizinischen Nutzens, keine Kontrolle, ob diese Anwendungen überhaupt genutzt werden», kritisierte der KBV-Chef im Interview.
Die Grünen haben auf ihrem Bundesparteitag in Hannover ebenfalls beschlossen, die Erstattung homöopathischer Behandlungen durch die gesetzlichen Krankenkassen zu beenden. In dem Beschluss heißt es: «Die Solidargemeinschaft soll nicht für Therapien aufkommen, deren Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus wissenschaftlich nicht belegt ist.»
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.





