Am Sonntag entscheidet sich, wer Köln regiert: In der Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt treffen die Grüne Berivan Aymaz und der SPD-Politiker Torsten Burmester aufeinander. Aymaz (53) wäre die erste grüne Oberbürgermeisterin einer deutschen Millionenstadt.
Die in der Türkei geborene Vizepräsidentin des NRW-Landtags lag in der ersten Wahlrunde mit 28,1 Prozent klar vor Burmester mit 21,3 Prozent. Sie kam mit sechs Jahren nach Deutschland und mit acht nach Köln.
Kritik an bisheriger Stadtführung
Nach zehn Jahren Grün-CDU-Bündnis unter der parteilosen Henriette Reker (68) sehen die Bürger ihre Stadt im Niedergang. Eine Forsa-Umfrage zeigt massive Kritik an Verkehrssituation, Wohnungsmarkt und Vermüllung.
Komikerin Carolin Kebekus beschreibt das Problem drastisch: «Wenn ich mit dem Kinderwagen unterwegs bin, dann kann ich nach einem Spaziergang nicht mehr in die Wohnung, ohne den kompletten Unterboden mit Sandstrahl zu bearbeiten.»
Köln wird bereits seit Jahren als «deutsches Neapel» bezeichnet - nicht wegen der Lage, sondern wegen der Müllberge. Vergangenes Jahr tobte zudem ein «Drogenkrieg» mit Entführungen und Explosionen.
Verwaltung sorgt für Schlagzeilen
Die Kölner Verwaltung machte bundesweit Schlagzeilen mit skurrilen Vorhaben: Sie wollte Spielplätze in «Spiel- und Aktionsflächen» umbenennen und Hofflohmärkte sonntags verbieten. Ein Verkehrsversuch in Ehrenfeld mit abgeschalteten Ampeln machte Straßen für Fußgänger nahezu unüberquerbar.
Der Sanierungsskandal um Oper und Schauspielhaus wird teurer als die Hamburger Elbphilharmonie. Soziologe Ansgar Hudde bilanziert: «Bei der Elbphilharmonie weiß jeder in Deutschland, wie sie aussieht. Bei der Kölner Oper weiß das fast niemand.»
Traditionelle Wählerbindungen bleiben stark
Trotz der Probleme protestierten die Wähler nicht massiv. In der Innenstadt dominieren traditionell die Grünen durch den Metropolen- und Universitätscharakter der Stadt, erklärt Hudde.
SPD-Kandidat Burmester (62) tritt als nüchterner Macher auf und sicherte sich CDU-Unterstützung. «Sicherheit und Sauberkeit» steht auf seinen Plakaten. In Kalk sagt er zu Passanten: «Jetzt zeigen wir den Grünen mal, wat 'ne Harke ist!»
Köln bleibt Köln
Egal wer gewinnt - sauber wie Düsseldorf wird Köln wohl nie. Die meisten Kölner wollen ihren Lebensstil auch gar nicht grundsätzlich ändern.
Wahl-Kölner Harald Schmidt sieht das Chaos positiv: «Ein Besuch des Kölner Hauptbahnhofs erspart einen Abenteuerurlaub.» BAP-Sänger Wolfgang Niedecken relativiert die Sauberkeits-Kritik: 1974 nach seiner ersten New York-Reise dachte er noch: «Meine Güte, was ist das sauber hier in Köln!»
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.