Die Bürokratie in Deutschland hat die Wirtschaft 2024 gut 67 Milliarden Euro gekostet. Das zeigt eine neue Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Summe entspricht rund eineinhalb Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung.
Bürokratie verringert die Produktivität und bindet Mittel, die nicht anderweitig eingesetzt werden können. Etwa in Forschung und Entwicklung oder der Produktion. «Es ist deshalb ein Standortvorteil, wenn bürokratische Prozesse mit möglichst geringem Aufwand umgesetzt werden können - beispielsweise automatisiert und digital», schreibt der VFA. Der Verband warnt: «Umgekehrt verlieren Standorte mit hohen bürokratischen Lasten an Attraktivität.»
Arbeitszeit als Hauptkostenfaktor
Die Kosten fallen fast ausschließlich wegen der Arbeitszeit an, die für Bürokratie nötig ist. In der Pharmabranche wird bereits jede fünfte Arbeitsstunde für Dokumentations- und Berichtspflichten aufgewendet. Die Schätzungen seien dabei konservativ angesetzt.
Der Großteil der Kosten - rund 51 Milliarden Euro - entfällt auf allgemeine Vorschriften. Dazu zählen arbeitsrechtliche oder steuer- und handelsrechtliche Vorgaben, etwa für die Lohnbuchhaltung oder Nachweispflichten bei der Unternehmensbesteuerung.
Branchenspezifische Belastungen
Rund ein Viertel aller Bürokratielasten entstehen durch branchenspezifische Regulierung - etwa 16 Milliarden Euro. Am meisten Vorschriften gibt es bei Finanzdienstleistungen, etwa für den Verbraucherschutz. Die Industrie folgt mit 2,5 Milliarden Euro Aufwand.
Pro Beschäftigten fallen in der Industrie rechnerisch jährlich gut 1.400 Euro für bürokratische Pflichten an. In der besonders regulierten Pharmaindustrie liegen die Kosten je Beschäftigtem mehr als zwölfmal so hoch wie im Industriedurchschnitt.
Pharmabranche besonders betroffen
Die Pharmaindustrie ist wegen strenger Vorgaben zum Patientenschutz besonders von Bürokratie betroffen. Seit 2012 haben sich die Pharma-Bürokratiekosten auf fast 2,5 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Haupttreiber sind komplexere Informationspflichten wie Prüfprotokolle, Kennzeichnungen und Packungsbeilagen.
Modernisierung statt Deregulierung
Bürokratie sichere Qualität, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit und sei Voraussetzung für eine regelbasierte Marktwirtschaft, betont der VFA. Ziel sei daher nicht Deregulierung, sondern eine Modernisierung. VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen sieht das Potenzial: «Eine schlanke, international kompatible Bürokratie kann Deutschland von einem Hemmschuh zu einem Standortvorteil machen.»
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.