Deutschlands Krankenkassen schlagen Alarm: Viele Selbstzahlerleistungen beim Arzt schaden mehr, als sie nutzen. Der Medizinische Dienst Bund warnte bei der Präsentation seines neuen IGeL-Monitors vor möglichen Schäden und Nebenwirkungen der sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen.
Besonders problematisch sind Spritzen gegen Knie- oder Hüftschmerzen bei Arthrose. Bei den Knie- und Hüftspritzen geht es um Injektionen mit Hyaluronsäure, die fehlende Gelenkflüssigkeit ausgleichen soll. Die Schmerzreduktion sei hingegen so minimal, «dass sie klinisch nicht von Bedeutung ist».
Auch bei der Stoßwellentherapie gegen Kalkschulter und Tennisarm ist die Datenlage dünn. Obwohl die Behandlung oft angeboten wird, liegen kaum aussagekräftige Studien vor. Das Urteil des Medizinischen Dienstes zu der Therapie: «Unklar».
Ernüchternde Bilanz nach 60 geprüften Leistungen
Die Experten zogen ein erschreckendes Fazit: Von 60 geprüften IGeL-Leistungen werden 31 negativ bewertet. Bei 26 weiteren ist das Ergebnis mangels ausreichender Studien unklar. Nur drei Selbstzahlerleistungen schneiden tendenziell positiv ab.
Gesetzlich Versicherte geben jährlich mindestens 2,4 Milliarden Euro für IGeL-Leistungen aus - von Augenheilkunde bis zur Urologie. Die Orthopädie gehört mit 397 Millionen Euro zu den drei umsatzstärksten Fachgebieten im IGeL-Markt.
Seit über 50 Jahren werden die Knie- und Hüftspritzen anhand von Studien mit zehntausenden Patienten bewertet - mit eindeutigem Ergebnis: Die Schäden überwiegen den Nutzen deutlich.
Kritik an mangelhafter Aufklärung
Stefan Gronemeyer, Vorsitzender des Medizinischen Dienstes Bund, kritisierte die mangelhaften Informationen in vielen Praxen. Viele Versicherte dächten fälschlicherweise, die Leistungen seien sinnvoll, würden aber nicht mehr von den Kassen angeboten.
«Das ist falsch», sagte Gronemeyer und kritisierte Nutzenversprechen durch Praxisflyer und Wartezimmer-TV. Seine Forderung an niedergelassene Ärzte: «Wir brauchen Fakten statt Werbung in den Wartezimmern.»
Dass IGeL dennoch oft durchgeführt würden, liege an der mangelhaften Aufklärung der Patienten. Vieles schade mehr, als dass es nütze, warnte der Mediziner.
Verwendete Quellen: "DPA" Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.